.
Freitag den 13. Dezember 1991 beginnt diese Reise. Wegen Nebel
in Frankfurt startet die Lufthansa-Maschine mit etwas Verspätung.
Dieser Nebel hat aber auf den Großflughafen Frankfurt beträchtliche
Auswirkungen. Da weder Starts noch Landungen in den Morgenstunden
möglich waren, wollen jetzt alle gleichzeitig ihre Bestimmungsorte
erreichen. Die vier Anzeigetafeln auf dem Flughafen reichen gerade
dazu aus, die Maschinen, die in der nächsten Viertelstunde
für den Start vorgesehen sind, anzuzeigen. Dementsprechend
groß ist auch der Andrang bei den Auskunftsstellen. Allerdings
wissen auch die Auskunftsstellen nur über die Flüge
der nächsten halben Stunde Bescheid.
Nie wieder über Frankfurt! Frankfurt scheint unter den Flughäfen
das zu sein, was das AKH unter den Krankenhäusern ist.
Wir starten von Frankfurt mit rund 5 Stunden Verspätung,
weil die Air India-Maschine in Frankfurt nicht landen konnte,
und die neue Crew erst dorthin gebracht werden mußte.
Die I. Klasse in der "Air India" ist sehr bequem. Zum
ersten Mal kann ich in einem Flugzeug richtig schlafen. Das Service
der "Air India" ist eher schwach, es gibt nicht einmal
ein Frühstück. Am 14. November um 7.00 Uhr morgens kommen
wir in Dehli an, doch auf dem Förderband befindet sich nur
einer unserer beiden Koffer. Das, obwohl wir in Frankfurt beide
Koffer noch beim Einladen in den Container (Security-Check) beobachtet
haben. Weiteren 15 bis 20 Reisenden ergeht es ähnlich. Auch
Ihre Koffer sind nicht dabei und müssen wahrscheinlich nach
Bombay fliegen, obwohl sie sich direkt vor unserer Nase im Flugzeugrumpf
befinden. Wir müssen uns beeilen, die ganzen Formalitäten
wegen des verlorenen Koffers zu erledigen, denn unser Anschlußflug
nach Kathmandu ist durch die Verspätung eher knapp. Glücklicherweise
bekommen wir ohne Probleme diesen Flug, obwohl das Reisebüro
R., bei dem wir die Flüge gebucht haben, nur bis Dehli die
Rückbestätigungen durchgeführt hat und nicht bis
Kathmandu. Daraus habe ich folgendes gelernt: Vom Reisebüro
immer einen sogenannten "Outprint" der Flugbuchungen
geben lassen. Nur dann, wenn alle Flüge auf einem Papier
untereinander aufgelistet sind, ist die Gewähr gegeben, daß
die Buchung von der Fluglinie nicht kurzerhand gestrichen wird.
Auch die "Royal-Nepal-Airlines" nach Kathmandu hat etwas
Verspätung, allerdings nicht viel, sodaß wir am Nachmittag
bereits in der Hauptstadt Nepal's ankommen. Wir fahren ins Hotel
"Anapurna", das mir von meiner letzten Nepalreise vor
6 Jahren in angenehmer Erinnerung gewesen ist. Inzwischen ist
es aber von der indischen Taj-Gruppe gekauft worden, und ist nur
mehr teuer - sonst gar nichts. Aus der Dusche kommt nur kaltes
Wasser, aus dem Badewannenhahn dagegen nur brennend heißes
Wasser, mischen läßt sich nichts. Übereifrige
Diener stören regelmäßig dann, wenn man sie am
wenigsten brauchen kann. Sie bringen frisches Wasser oder neue
Handtücher prinzipiell nur, wenn man sich im Zimmer befindet.
Vielleicht mag das bei manchen Reisenden der Auslöser sein,jedesmal
ein Trinkgeld zu geben, bei mir bewirkt es genau das Gegenteil.
Stattlich ist dagegen der Preis. Für das Doppelzimmer müssen
wir immerhin S 1.400,-- pro Nacht hinlegen. Wenn man bedenkt,
daß ein nepalesischer Straßenarbeiter ca. 100 Tage
(d.h. mindestens 3 Monate täglich) arbeiten muß, um
soviel zu verdienen, erscheint dieser Betrag besonders unangemessen
hoch.
Der erste Weg führt uns dann,.wegen des verlorenen Koffers
zur "Air India". Laut Auskunft des "Air India"-Bediensteten
in Dehli sollen wir dem Büro in Kathmandu bekanntgeben, in
welchem Hotel wir wohnen, damit der Koffer nachgesendet werden
kann. Das "Air India"-Büro in Kathmandu ist aber
geschlossen. Hier ist nämlich Samstag Feiertag. Vom Hotel
aus rufe ich daher sofort in Dehli an, bekomme aber nur die Auskunft,
daß ich am Montag in der Früh wieder anrufen soll.
Dazu muß man wissen, in Nepal ist Samstag Feiertag, in Indien
Sonntag.
Trotz allem beginnen wir jetzt am späten Nachmittag mit einem
Stadtbummel in Kathmandu. Die Innenstadt von Kathmandu ist gleich
ums Eck (deshalb haben wir auch dieses teure Hotel ausgesucht),
und wir stürzen uns in das Gewühl der immer noch mitteralterlich
anmutenden Gäßchen rund um den Durbar-Square. Besonders
wenn man direkt aus Europa kommt, ist der Kontrast auffallend.
In den engen Gassen tummeln sich Rikschas, Fahrräder, Motorrikschas,
ja manchmal selbst Autos gemeinsam mit einer Unmenge von Fußgängern.
In den letzten 6 Jahren hat sich das Stadtbild, vor allem hinsichtlich
der Anzahl der Händler verändert. Waren damals nur wenige
touristische Verkaufsläden etabliert, so haben sich in der
Zwischenzeit zahlreiche geschäftstüchtige Nepalesen
darauf spezialisiert, aus dem Tourismus Geld zu schlagen. Als
Europäer wird man alle 5 Meter angesprochen und auf irgendwelche
Teppiche, Schmuckstücke,Tankas, Holzschnitzereien und anderen
Touristen-Kram hingewiesen.
Abends essen wir erstmals in einer kleinen Kneipe und erkennen
neuerlich, wie kraß der Preisunterschied zu den großen
Hotels ist. Obwohl die Gasthäuser, die wir besuchen, nicht
jene sind, die die armen Einheimischen frequentieren, kommt man
doch zu zweit mit einem mehrgängigen Essen und mit Getränken,
nur auf S 70,-- bis max. S 150,-- für eine Mahlzeit. Dabei
ist das Bier meistens teurer als das ganze Essen.
In der darauffolgenden Nacht schlafen wir 12 Stunden! Die Flugreise
hat sich also doch bemerkbar gemacht. Gleich um 9.00 Uhr in der
Früh gehen wir wieder zur "Air India". Zuerst will
mir der Beamte dort erklären, er hat keine Nachricht und
ich solle ein anderes Mal wiederkommen. Leicht wütend erkläre
ich ihm, daß er keine Nachricht haben kann, weil das Büro
in Dehli eine Nachricht von mir über Ort und Hotel haben
möchte, um den Koffer nachsenden zu können. Auch dieser
"Air India"-Mann überschlägt sich nicht an
Fleiß: Er weist mich darauf hin, daß der Koffer auf
keinen Fall ins Hotel zugestellt werden kann, weil ich mir den
selbst vom Flughafen holen muß - angeblich wegen des Zolls.
Schließlich sendet er doch ein kurzes Fernschreiben an das
"Air India"-Büro in Dehli. Ich trage inzwischen
Socken, die mir um 3 Nummern zu klein sind, und Damenunterwäsche,
in die, wie man sich vorstellen kann, nicht alles hineinpaßt.
Wir lassen uns nicht verdrießen und fahren mit dem Taxi
zur Tempelanlage von "Swayambhunat", dem ältesten
und bedeutendsten Heiligtum Nepals. Dort steht jene Stupa mit
dem Goldenen Turm und den Buddhaaugen auf der weißen Halbkugel,
die in fast allen Nepalbüchern einen zentralen Platz einnimmt.
Das Heiligtum befindet sich auf einem Hügel (365 Stufen führen
hinauf), und neben der Hauptstupa befinden sich einige Schreine
und Nebentempel, ein tibetisches Kloster und auch ein Dorje, mit
dessen Hilfe man im Tantrismus die Götter herbeizaubern kann.
Nicht nur Touristen finden den Weg hierher, tatsächlich wird
dieses Heiligtum auch als Kultstätte eifrig verwendet. Überhaupt
hat die Religion in Nepal einen Stellenwert, den wir uns in Europa
nicht vorstellen können.
Bei unserem nächsten Ziel, der alten Stadt Patan sehen wir
es wieder: An jeder Ecke befindet sich ein Tempel, in vielen Höfen
sind Tempelanlagen, viele Häuser sind mit religiösen
Reliefs versehen (hinduistische und buddhistische Gottheiten -
beide Religionen sind hier stark miteinander verflochten). In
Tempeln spielen Kinder, Ziegen fressen geopferte Blumen, manche
Tempel wurden in Geschäfte oder Speiselokale umgewandelt.
Patan ist noch ursprünglicher als Kathmandu und man wird,
wenn man hier am Durbar-Square steht, von der Vielzahl der Tempel
neuerlich überrascht. Der Haupttempel ist hier der Krishna-Mandir,
ein vierstöckiger buddhistischer Steintempel. Wir schlendern
Richtung Norden, und als weiterer Höhepunkt finden wir den
"Goldenen Tempel", ein ehemaliges Kloster, dessen Hof
mit Lederschuhen nicht betreten werden darf. Besonders beeindruckend
sind die vergoldeten Dächer und zahlreiche Bronzestatuen.
Wir kehren wieder zum Hauptplatz zurück, vorbei am Königspalast
und an der Garuda-Statue, und finden im ersten Stock am Hauptplatz
ein Speiselokal. Nach dem Mittagessen besuchen wir noch zwei weitere
Tempel (Machhendranath-Tempel, Minanatha-Pagode) etwas weiter
südlich. Doch damit haben wir noch nicht alles von Patan
gesehen, wir werden hierher noch einmal zurückkehren.
Für unsere Ausflüge nehmen wir uns immer ein Taxi, das
je nach Entfernung, praktisch für den ganzen Tag, zwischen
S 180,-- und S 270,-- kostet (Bezahlung in Dollar).
Am nächsten Tag fahren wir zum Vararasi Nepals, nämlich
nach Pashupatinat. Der Fluß Bagmati stellt für die
Nepalesen ungefähr dasselbe dar, wie der Ganges für
die Inder. Es werden dort die Toten verbrannt und deren Asche
in den Fluß gespült. So sieht das Wasser auch aus!
In diesem Wasser werden dann auch die rituellen Waschungen durchgeführt.
Wir steigen auf den gegenüberliegenden Hügel, um das
bunte Treiben beobachten zu können. Eine Horde Affen begegnet
uns, die ich versuche beim Wassertrinken an einem Brunnen zu fotografieren.
Als nächstes geht es nach "Bodnath",wo eine Stupa
steht, die der von "Swayambhunat" ziemlich ähnlich
sieht. Sie befindet sich allerdings nicht auf einem Hügel,
und sie ist auch nicht so stark von Gläubigen frequentiert,
wie die in "Swayambhunat". Von dort fahren wir nach
Budhanilkanta um den schlafenden Buddha, eine Steinskulptur, die
inmitten eines Teiches gelegen ist, zu besichtigen. Da uns noch
etwas Zeit bleibt, fahren wir auf einen Aussichtsberg (Kakani),
der ca. 2000 m hoch liegt und von dem man eine ausgezeichnete
Sicht auf die rund 8000 m hohen Berge Nepals hat. Wir warten bis
zum Sonnenuntergang, doch die rötliche Färbung, die
uns vom Taxifahrer angekündigt worden ist, stellt sich nicht
ein. Trotz Winterjacke und schönem Wetter ist das Warten
auf den Sonnenuntergang eine kühle Angelegenheit.
Dienstags und samstags finden in Dakshin Kali rituelle Tieropferungen
statt, die wir natürlich sehen müssen. Da sich das Ganze
nur am frühen Vormittag abspielt, fahren wir zeitlich am
Morgen dorthin. Es geht vorbei an ener Zementfabrik, die mit deutscher
Hilfe, aber offensichtlich ohne jegliches Umweltbewußtsein
errichtet worden ist, was man an der grauen Landschaft zweifelsfrei
erkennen kann. In Dakshin Kali sehen wir ganz unerwartet auch
eine Verbrennung einer alten Frau, näher als in Pashupatinat.
Sodann beobachten wir, wie zahlreichen Hähnen der Hals durchgeschnitten
wird und auch wie die Opferung eines Lammes durchgeführt
wird. Zuerst wird das arme Tier gefragt, ob es mit seiner Opferung
auch einverstanden sei. Zu diesem Zweck wird es mit Weihwasser
besprengt, was dazu führt, daß das arme Tier das Haupt
schüttelt. Bekanntlich bedeutet im asiatischen Raum das Kopfschütteln
nicht "nein" sondern "ja"; damit ist das Schicksal
des Tiers besiegelt. Mit einem raschen Schnitt wird ihm der Kopf
vom Rumpf getrennt und das Blut schießt auf die für
die Göttin Khali vorgesehene Opferstelle. Praktischerweise
ist die Göttin Khali mit dem Blut zufrieden, und der Gläubige
darf, nach Entrichten des Opferungsobolus, das Tier wieder mitnehmen.
Es wird dann 20 m weiter seines Fells entledigt, ausgenommen,
gekocht und gebraten. Rund um die Opferstätte befinden sich
daher auch zahlreiche Picknickplätze, an denen die geopferten
Tiere verspeist werden können, wenn sie nicht wieder nach
Hause mitgenommen werden, um dort als Festmahl für die ganze
Familie zu dienen. Weiter geht es dann zur Chovar-Schlucht,die
in der Legenden über die Entstehung Nepals eine entscheidende
Rolle spielt: Nach dieser Legende war Nepal von Wasser bedeckt,
das erst durch einen Schwerthieb an dieser Stelle aus dem Kathmandutal
abfließen konnte. Außer aus einer wackligen Hängebrücke
über dieser Schlucht und einem kleinen Tempel ist an dieser
Stelle nicht viel zu sehen. Als nächstes fahren wir zur Stadt
Kirtipur,die den Beinamen Naskatipur (Stadt der Nasenlosen) trägt.
Den Beinamen hat die Stadt deswegen, weil Mitte des 18. Jhd. allen
männlichen Bewohnern Nasen und Ohren abgeschnitten worden
sind, weil sie einem anstürmenden Gurkhakönig zu großen
Widerstand entgegengesetzt hatten. Es handelt sich jedenfalls
um einen sehr ursprünlichen alten Ort, der vom Tourismus
noch kaum berührt ist. Vom zentral gelegenen Tempel aus gibt
es einen wunderschönen Rundblick.
Fast den ganzen Nachmittag verbringen wir mit Telefonaten wegen
des verlorenen Koffers, der noch immer nicht da ist, trotz Urgenz
am Montag. Zwischendurch eine Stunde am Swimmingpool (es ist nur
warm, wenn die Sonne scheint). Die zahlreichen Telefonate (von
einer Telefonnummer wird man auf die nächste verwiesen) enden
damit, daß uns "Air India" mitteilt, daß
unser Koffer trotz telegrafischen Avisos nicht eingetroffen sei.
"Air India" hat uns das Ganze nicht gerade sehr erleichtert.
Zu Mittag hatten sie noch erklärt, der Koffer komme bestimmt
heute noch, ich solle aber nicht auf den Flughafen fahren, sondern
erst warten, bis ich angerufen werde, daß er da ist. Nachdem
die Mittagsmaschine angekommen ist, versuche ich, weil sich niemand
rührt, dort selbst anzurufen. Ich werde von einer Telefonnummer
auf die andere verwiesen, und rufe auch zwischendurch immer wieder
bei "Air India" an. Man gibt mir eine Telefonnummer
wo kein Mensch Englisch spricht, beim nächsten Anruf wieder
eine andere Telefonnummer, die sie aber offensichtlich in gleichen
Raum befindet, weil wieder der selbe Mann am Apparat ist, der
kein Englisch versteht. Um 16.30 Uhr teilt man mir dann mit, daß
selbstverständlich nach 16.00 Uhr niemand mehr am Flughafen
sei, sondern erst am nächsten Morgen.
Also wieder nichts mit dem Koffer und keine Chance ihm am nächsten
Tag zu holen, da es am Mittwoch den 18. Dezember bereits Richtung
Chitwan-Nationalpark geht.
Das Wetter ist schlechter geworden, und wir fahren über die
denkbar miesesten Straßen, die es gibt. Dabei fährt
unser Chauffeur einen Umweg, weil die Straße über den
3000 m hohen Berg noch schlechter und bei Schneelage kaum befahrbar
sein soll. Nach - für meine Bandscheiben mörderischer
sechsstündiger Autofahrt (ca. 150 km) - kommen wir im Machan-Tierpark
an (Machan = Hochstand).
In den Nationalpark hinein bringt uns ein Elefant, auf dem wir
samt Gepäck geladen werden. Es geht durch die Savanne, durch
mehrere Flüsse, durch den Urwald bis zu einem Zeltlager im
Wald. Dort erwartet uns eine mehr als fünfzigköpfige
Crew, die uns die nächsten zwei Tage verwöhnen wird.
Dabei ist das ganze gar nicht teuer. Pro Tag und Person einschließlich
Vollpension und aller Aktivitäten kostet es S 600,--. Gleich
nach dem Mittagessen geht es wieder hinauf auf den Elefanten.
Ausgerüstet mit Teleobjektiv und hochempflindlichem Film
gehen wir auf Jagd, wobei wir gleich an diesem Nachmittag das
größte Tier, nämlich ein Nashorn, sehen. Im Zeltlager
sind wir übrigens am ersten Tag die einzigen Gäste,
am zweiten Tag werden wir 8 Personen sein. Einige 100 m weiter
gibt es dann noch eine Lodge, bei der wir zu Abend essen. Es werden
dort, auch das ist im Preis inbegriffen, heimische Tänze
von einer Gruppe junger Burschen vorgeführt. Erst als sie
uns dazu nötigen mitzutanzen, merken wir, wie schwierig diese
Tänze eigentlich sind und wie rythmisch gekonnt sie von dieser
Gruppe vorgeführt werden. Im doch sehr kühlen Zelt stehen
ordentliche Betten, und es wartet darin ein Thermophor auf uns!
Am Morgen werden wir um 6.00 Uhr gewecket, um bereits eine halbe
Stunde später wieder auf dem Elefantenrücken in den
Urwald zu reiten. Wir sehen verschiedenes Wildgetier, z.B. einen
Barkling (das ist ein Rotwild, das wie ein Hund bellt) und einige
Male einen Sambar, ein antilopenähnliches Tier. Erst danach
geht es zum Frühstück. Nach dem Frühstück
gibt es ein Elefantenbriefing, d.h. man erklärt uns allerhand
Wissenswertes über die Elefanten, wie sie nach Nepal gekommen
sind (nämlich importiert aus Indien), wie man sie fängt
und wie sie trainiert werden, sowie jene Dinge, die man auch in
der Schule darüber lernt: Wie sich die indischen und afrikanischen
Elefanten voneinander unterscheiden (Größe, Ohren,
Stoßzähne, Zehen, Kopfform etc.), wieviel sie essen,
nämlich min. 600 kg am Tag, wie alt sie werden (70 bis 80
Jahre), und daß sie eine Tragzeit von 2 Jahren und eine
Stillzeit von ebenfalls 2 Jahren haben. Auch das, was man in der
Schule nicht lernt, erfahren wir hier: Die weiblichen Elefanten
haben oberhalb des Maules auf beiden Seiten eine Öffnung,
aus der in der Brunftzeit eine Flüssigkeit sickert, die als
Aphrodisiakum wirkt.
Nachdem wir uns alles dieses zeigen haben lassen und auch über
den Inhalt eines Elefantensandwiches aufgeklärt worden sind
(Reis, Salz, Melasse, eingewickelt in Elefantengras), und daß
sie wegen dieser Leckerei auch in der Monsunzeit, in der sie frei
herumlaufen dürfen, regelmäßig ins Lager kommen,
dürfen wir uns auch als Elefantenlenker betätigen. Zu
diesem Zweck wird uns gelehrt, wie man von vorne auf den Elefanten
aufsteigt. Man stellt sich auf den Rüssel des Elefanten,
und dieser hebt den Rüssel bis man bequem über den Kopf
auf sein Genick rutschen kann. Dort ist der Platz des Elefantenlenkers.
Als Haltegriffe beim Auf- und Absteigen dienen die Ohren. Das
war recht lustig und kein Vergleich zum Elefantenreiten auf dem
"Touristensessel", so wie wir es bisher gemacht hatten.
Am Nachmittag gibt es eine Kanufahrt auf dem Rapti. Es handelt
sich um schmale, hölzerne Kanus, in die das Wasser hineinspritzt,
und in das ich mich nur ohne Kamera hineintraue. Hoffentlich wird
meine einzige Hose nicht naß! Auf der Fahrt sehen wir viele
Wasservögel, und nachdem wir einige Kilometer gefahren sind
bringen uns die Elefanten wieder zurück zu unserem Zeltlager.
Beim Abendessen diskutieren wir mit einem Animator und einem Münchner
Ehepaar die Unterschiede zwischen Europa und Nepal. Die Arbeiter,
die wir an der Straße arbeiten gesehen haben, verdienen
S 15,-- pro Tag, und zwar nur an den Tagen, an denen sie zur Arbeit
erscheinen. Angestellte verdienen rund S 400,-- bis S 500,-- im
Monat. Für die Kinder besteht keine Schulpflicht. Im Gegenteil:
Für die Schule muß bezahlt werden, und zwar nicht nur
Schulgeld, sondern auch die Bücher und die Schulkleidung,
die einheitlich sein muß. Ab 3 Jahren gibt es so etwas ähnliches
wie eine Vorschule (Kindergarten). Die Schule beginnt ab 6, wobei
Privatschulen in Englisch unterrichten. Allgemein wird Englisch
ab dem 10 Lebensjahr unterrichtet. Der Schulabschluß ist
mit 16 und die Matura mit 20 Jahren.
Seit einem dreiviertel Jahr ist Nepal, ähnlich wie England,
eine konstitutionelle Monarchie, d.h. nach der Revolution hat
der König nur mehr repräsentativen Charakter. Es haben
freie Wahlen stattgefunden, bei denen die Kongreßpartei
über 50 % der Stimmen bekommen hat. Stark ist auch die Kommunistischen
Partei. Ganz wenig Sitze hat die Monarchistische Partei. Ich erinnere
mich, auch überall Wahlparolen gesehen zu haben in denen
für "Tree" (Abbildung eines Baumes = Kongreßpartei),
"Sun" (Abbildung einer Sonne = Kommunistische Partei)
und "Cow" (Abbildung einer Kuh = Monarchistische Partei)
geworben wurde. Die einfachen Symbole scheinen typisch zu sein
für ein Land von Analphabeten.
Nepal beginnt jetzt Wasserkraftwerke zu errichten und bemüht
sich um Industrialisierung. Ich kann mir aber nur vorstellen,
daß es bis dahin noch sehr weit ist. Derzeit sind die Nepalesen
nicht einmal in der Lage, eine Straße, geschweige denn eine
Brücke zu errichten und brauchen dafür entweder englische,
chinesische oder japanische Hilfe.
Einen interessanten Aspekt bietet die Diskussion mit dem Münchner
Ehepaar: Sie zahlen 600 DM statt S 600 ,-- für einen Tag
im Dschungel, weil sie bei einem Reisebüro gebucht haben.
Am Freitag, den 20. Dezember 1991, müssen wir wieder um 6.00
Uhr in der Früh aufstehen. Wir gehen zu Fuß Vögel
beobachten. Dabei gibt es wenig zu sehen. Allerdings hören
wir einen Leoparden ganz in der Nahe, sehen ihn allerdings nicht.
Vielleicht ist das auch besser so, weil wir nicht auf dem schützenden
Rücken eines Elefanten sitzen. Bei dieser Gelegenheit erklärt
uns unser Führer auch, wie wir uns verhalten sollen. Und
zwar: Vor Wildkatzen soll man nicht flüchten, Bären
soll man Steine oder Stöcke entgegenwerfen, und vor Nashörnen
soll man im Zick-Zack davonlaufen und sich am besten hinter einem
Baum verstecken.
Nach dem Frühstück soll uns der Jeep wieder aus dem
Urwald herausbringen, doch auf halben Weg geht ihm das Benzin
aus, sodaß wir mit Gepäck zu Fuß weitermaschieren
müssen. Die letzte Flußüberquerung schaffen wir
nur, da es unserem Fahrer gelingt durch lautes Rufen einen Elefantenlenker
auf uns aufmerksam zu machen, der uns dann mittels Elefant übers
Wasser bringt. Wir fahren dann wieder mit dem Taxi, das wir gleich
für mehrere Tage gemietet haben, Richtung Pokhara. Der westliche
Teil der Straße ist zwar besser als der östliche Teil,
der überhaupt nur eine Baustelle war (angeblich soll sie
nächstes Jahr fertig sein), aber es war immer noch schlimm
für mein Kreuz. Auch das Elefantenreiten hat meine Kreuzbeschwerden
nicht gerade verbessert. In Pokhara will uns unser Taxifahrer
unbedingt ins Hotel "Chrystal" bringen, statt in das
Hotel "Sahana", das ich telefonisch vorreserviert hatte.
Es ist zwar wieder das angeblich beste Hotel im Ort, aber im Prinzip
ist es ein alter Kasten, und in dem Teil, in dem wir wohnen, gibt
es nicht einmal eine Klimaanlage, und das Zimmer hat, wie die
meisten dieser guten Hotels in Nepal, Ostblockcharakter.
Pokhara ist der Ausgangspunkt für zahlreiche Trekkings (wie
hier die Bergwanderungen genannt werden) ins Anapurna-Gebiet.
Es gibt Eintages-Trekkings, aber auch die Umrundung des Anapurna-Gebietes
mit ca. 30 Tagen Marschzeit ist möglich.
Doch vorerst machen wir noch einen kleinen Stadtbummel. Bei dieser
Gelegenheit entdecke ich schräg gegenüber vom Autobusbahnhof
einen Friseur, von dem ich mir wegen meiner langen Haarpracht
die Haare kürzen lasse. Bei dieser Gelegenheit sehe ich,
daß dieser einem Kunden mit den Fäusten auf den Kopf
herumtrommelt und ihn mit einem Judo-ähnlichen Griff vom
Friseursessel in die Höhe hebt und ihn sodann fest ins Kreuz
tritt. Da die Frisur zufriedenstellend gelungen ist und ich in
dieser Tortur eine Art Massage zu erblicken glaube - vielleicht
auch weil der Zustand meines Kreuzes mich zu allerhand Verzweiflungstaten
hinreißt - entschließe ich mich, auch so eine Massage
zu verlangen. Ich lasse also auch diese Tortur über mich
ergehen, mir jeden Finger einzeln ausrenken und wieder einrenken,
den Kopf und das Kreuz in chiropaktischer Art verdrehen und die
Kopfhaut massieren. Und tatsächlich, ich kann mich wieder
bewegen und kann mich sogar zu den Schuhen bücken. Erstaunlich
ist auch der Preis: S 4,-- für das frisieren und S 4,-- für
die Massage.
Am Abend wollen wir zum Phewa See hinuntermaschieren, verirren
uns aber in der Dunkelheit. In einem winzig kleinen Gasthaus essen
wir zu Abend. Es gibt dort nur drei Speisen, dafür steht
aber auch Toilet-Paper 15 Rupien auf der Speisekarte. Der dort
anwesende Sohn des Hauses versucht uns einen Halbtages-Trekk um
$ 40 anzudrehen.
Am nächsten Morgen, Samstag, stehen wir zeitlich auf um den
Sonnenaufgang vom Dach des Hotels aus zu beobachten, denn das
war der Grund, warum uns unser Taxifahrer gerade in diesem Hotel
abladen wollte. Tatsächlich bietet sich ein herrlicher Anblick:
8000 m hohe Berge direkt vor der Haustür und dazu noch von
Morgenrot beleuchtet. Am Abend zuvor (nach dem Friseurbesuch)
war das Abendrot (das wir nur von der Straße aus gesehen
hatten) aber noch eindrucksvoller. Wir frühstücken gleich
anschließend, um sofort mit einer Wanderung zu beginnen.
Ein vom Hotel vermittelter Führer verlangt für die Führung
bei dieser Wanderung S 75,--. Wir schwitzen uns auf einen Aussichtsberg
von 2000 m Höhe hinauf (Ausgangshöhe ist 800 m). Es
gibt eine herrliche Aussicht und wunderschönes Wetter. Auffallend
ist, daß die Baumgrenze hier in Nepal viel höher liegt.
2000 m ist ein kleiner Hügel, der noch voll bewachsen ist.
Ich mache mir auch so meine Gedanken über die touristische
Ausnutzung der Natur. Diesbezüglich sind die Nepalesen viel
klüger als wir. Es gibt keine Liftanlagen, die massenweise
Touristen in entlegene Regionen bringen, vielmehr muß man
sich gehörig anstrengen, wenn man tiefer ins Landesinnere
vordringen möchte, weil es auch nur ganz wenig befahrbare
Straßen oder Wege gibt. Darüber hinaus sind Wege grundsätzlich
nicht markiert oder beschildert, sodaß es zweckmäßig
ist, sich einen Führer (hier Sherpa genannt) zu engagieren.
Unsere kleine Wanderung hätten wir unter Umständen auch
alleine machen können, aber wir hätten einige Gelegenheiten
gehabt, den falschen Weg zu wählen.
Meine Schlußfolgerung aus diesen Überlegungen ist,
daß erstens die Touristen gezwungen werden länger im
Land zu bleiben wenn sie sich in entlegene Regionen begeben wollen
und zweitens, daß eine größere Anzahl von Beschäftigten
- nämlich als Träger und Führer - ohne jeden Kapitaleinsatz
beschäftigt werden können. Dazu kommt noch, daß
für alle mehrtätigen Wanderungen ein kostenpflichtiges
"Trekking-Permit" erforderlich ist.
Um 10.00 Uhr haben wir schon den Gipfel von Sarangkot erreicht
und beim Abstieg nach Süden Richtung See beginnt das Wetter
schlechter zu werden. Wären wir eine Stunde später gekommen,
hätten wir die Berge nicht mehr gesehen.
Bei einem Bauernhof essen wir eine Papaya, obwohl die Bäuerin
sie nicht nur geteilt, sondern - bevor wir dagegen Einwände
erheben konnten - mit Wasser gewaschen hat. Glücklicherweise
bleibt das Ganze ohne Folgen.
Wir kommen nun über die Seeseite nach Pokhara zurück
und sehen dabei das Hotel, das wir ursprünglich reserviert
hatten. Es sieht recht gut aus, und wir bedauern, daß wir
nicht auf diesem Hotel bestanden haben und dem Rat unseres Taxifahrers
gefolgt sind.
Hier gibt es touristische Infrastruktur von der alternativen Sorte.
Nach einem ausgezeichneten Mittagessen - wieder zu einem Spottpreis
- finde ich wieder einen Friseur, der gleichzeitig Massage ausübt.
Da mein Kreuz inzwischen wieder zu schmerzen begonnen hat, versuche
ich es noch einmal. Die Massage ist länger und fast europäisch
- dennoch mit einigen Akupressurtricks und ist auch schon teurer
- S 22,--.
Von dort nehmen wir ein Taxi zum Davi-Fall, der zwar als große
Attraktion angeboten wird, aber überhaupt nicht besuchenswert
ist. Es ist eher ein kleines Flüßchen, das irgendwo
in der Erde verschwindet und wieder auftaucht.
Nach der Rückkehr ins Hotel gehe ich nochmals zu meinem Friseur
vom Vortag, um mich das zweite Mal am heutigen Tag massieren und
einrenken zu lassen. Die Massage ist erfolgreich.
Inzwischen ist das Wetter so wolkig geworden, daß kein Abendrot
mehr zu sehen ist. Auch am nächsten Morgen, als wir versuchen
nochmals einen Blick auf die Berge im rosa Sonnenlicht zu werfen,
werden wir enttäuscht. Das Wetter ist schlecht, und die Wolken
lassen die Sonne kaum durch. Also kein malerischer Sonnenaufgang.
Nun wollen wir zurück nach Kathmandu, diesmal aber nicht
mit dem Taxi (einmal die Rumpelstrecke reicht), sondern mit dem
Flugzeug. Direkt neben unserem Hotel befindet sich der "Flughafen",
ein unbefestigter Feldweg, auf dem die Maschinen starten und landen.
Ein startendes Flugzeug bläst uns den Staub in die Augen,
und bevohr die Maschine landet, die uns nach Kathmandu bringen
soll, ertönt eine Sirene, die Fußgänger, Radfahrer
und Tiere von der Landebahn verscheucht. Mit mulmigem Gefühl
steigen wir in die zweimotorige Avromaschine, die uns trotz ihres
gefährlichen Aussehens ohne Zwischenfälle wieder in
die Hauptstadt Nepals zurückbringt.
Leider haben wir auf diesem Flug von den Bergen nichts gesehen.
In Kathmandu angekommen, bekommen wir nach einem bürokratischen
Hürdenlauf sogar den Koffer, der nach den dort aufliegenden
Unterlagen schon an dem Tag in Kathmandu eingetroffen ist, an
dem ich noch verzweifelt versucht habe, telefonisch Auskunft über
seinen Verbleib zu erhalten.
Wir haben uns entschlossen, diesmal ein anderes Hotel aufzusuchen,
das Hotel "Woodlands", eine Empfehlung unseres Taxifahrers.
Das Zimmer für 2 Personen kostet nur S 800,--, die Eingangshalle
ist aus Marmor und ganz sauber, aber wie bei allen mir bekannten
nepalesischen Hotels: außen hui innen pfui. Wenn man einen
Stock hinaufgeht, wirkt auch hier alles abgewohnt. Auch hier ähnlich
wie im "Chrystal" schlechte Zimmerbeleuchtung, altmodisches
Badezimmer usw.
Nach dem Einchecken in diesem direkt neben dem Anapurna gelegenen
Hotel gehen wir nochmals ins Ortszentrum von Kathmandu, vor allem
um doch einmal auch in den ersten Hof des Königspalastes
hineinsehen zu können. Doch es ist auch diesmal nicht möglich:
Der Wächter erklärt uns, daß der Königspalast
nur zwischen 10.30 Uhr und 15.15 Uhr geöffnet ist. Wir sind
aber wieder einmal zu spät dran.
Am Montag, den 23. Dezember 1991 (das Wetter ist immer noch relativ
schlecht), fahren wir nach Kharepati (ursprünglich wollten
wir nach Nagarkot, weil dort die Aussicht auf die Berge so schön
sein soll), um von dort in einer zweistündigen Wanderung
zum Changu Narayan zu wandern. Auf diesem Zielpunkt befindet sich
am Berggipfel ein kleines Dorf mit einem Tempel am höchsten
Punkt. Auch dieses Dorf ist vom Tourismus ziemlich unberührt.
Auf der Straße sitzen Frauen mit Spinnrädern und Kinder
laufen uns hinterher - zwei davon haben uns den ganzen Weg von
Kharepati bis hierher begleitet. Die beiden, 11 und 13 Jahre,
sehen viel jünger aus, wie die meisten Kinder hier, benehmen
sich aber wie ältere Kinder, insbesondere deswegen, weil
sie schon ausgezeichnet englisch sprechen - zumindest das, was
man braucht, wenn man die Touristen ausfragt woher sie kommen
und was sie machen. Derzeit, erzählen sie, sind Ferien, und
daher sind sie nicht in der Schule.
Unser Chauffeur ist mit dem Auto hierhergefahren um uns abzuholen
und bringt uns jetzt nach Bhaktapur, einem weiteren Höhepunkt.
Auch hier wimmelt es am Durbar-Square nur so von Tempeln und Pagoden.
Auffallend ist links vom Königspalast das goldene Tor, das
den Eingang zu einem weiteren Tempel bildet. Auf der Suche nach
einem Restaurant fürs Mittagessen gelangen wir durch kleine
Gassen zum Taumadhi Square und finden ein Gasthaus ganz in der
Nähe der höchsten Pagode des Kathmandu-Tales (Nyatapola
mit 5 Stockwerken und 5 Sockeln). Es ist wieder, wie viele Restaurants
in Nepal, im ersten Stock untergebracht und bietet einen schönen
Blick auf die, auf diesem Platz befindlichen, Bauwerke. Das Essen
ist mäßig und das WC schrecklich.
Ein kurzer Besuch beim Potters' Square, dort wo die Töpfe
hergestellt werden, und dann geht es quer durch die Altstadt zu
einem weiteren Platz mit einer größeren Anzahl von
Tempeln, dessen bedeutendster der "Dattatraya" ist.
Während viele Tempel aus dem 17. und 18. Jhd. sind, ist dieser
schon 1427 errichtet worden. Auf diesem Platz gibt es darüber
hinaus ein empfehlenswerteres Restaurant . Wir trinken dann dort
nur einen Kaffee und verspeisen Palatschinken als Nachtisch. Man
muß eigentlich jedermann empfehlen, ein etwaiges Mittagessen
hierher zu verlegen. Auch dieses Restaurant liegt im ersten Stock
mit wunderbarer Aussicht auf die Tempel, ist aber um vieles sauberer
als das andere, wo wir unseren Mittagshunger gestillt haben. Zurück
laufen wir durch die kleinen nördlichen Gäßchen,
wobei wir mehrmals den Weg verfehlen - es ist alles so verwinkelt,
daß man leicht die Übersicht verliert. Am Abend essen
wir zum zweiten Mal im "Moti Mahal", einem wirklich
empfehlenswerten indischen Restaurant,das gegenüber von unserem
Hotel "Woodlands" liegt..
Der Morgen des Heiligen Abends beschert uns leider wieder schlechtes
Wetter, so schlecht wie überhaupt noch nie: bewölkt
grau, teilweise Regen. Daher wird auch an diesem Tag nichts mit
einem Ausflug, der uns einen Blick auf die Berge versprochen hätte
(Dhulikheli). Wir fahren - auf Empfehlung unseres Fahrers - nach
Chapagaon, einen kleinen Dorf südlich von Kathmandu. Wenn
man das normale Ortszentrum in südlicher Richtung passiert
hat und an der richtigen Stelle links abzweigt, aus dem Auto aussteigt
und einige Schritte zu Fuß geht, kommt man an eine Dorfstraße
wie sie schon vor einigen 100 Jahren gewesen sein muß. Obwohl,
oder gerade deswegen weil dieses Dörfchen in keinem Reiseführer
aufscheint und auch von keinen Reisegruppen angefahren wird, ist
es besondes interessant. Das Dorfleben spielt sich zur Gänze
auf der Straße ab, überall hängen Kukuruze zum
Trockenen, Kühe und Ochsen haben ihre Ställe direkt
in den Häusern, die - obwohl reine Bauernhäusern - in
Form einer Straße aneinandergereiht sind. Eine Straße
mit Verkehr im üblichen Sinne - insbesondere wie in den hektischen
Großstädten - gibt es hier nicht. Hier werken still
die Dorfbewohner. Ziegen, Kühe, Ochsen stehen zwischen Strohballen
und kleinen Pagoden. Es gibt kein einziges Fahrzeug in der ganzen
Straße. Am Ende der Häuserzeile kommt man zu einigen
Feldern. Auf einem werden gerade selbstgebrannte Ziegel aufgeschlichtet.
Einige Schritte weiter bietet sich ein schöner Blick ins
Tal.
Wir fahren wieder Richtung Norden und biegen in einen Wald ein,
in dem plötzlich ein Tempel (Vajra Varahi) auftaucht, der
der Eberinkarnation Vishnus geweiht ist. Ein wirklich sehenswerter
Tempel, bei dem offensichtlich auch Tiere geopfert werden. Zumindest
lag ein geköpfter Hahn herum. Der Tempel selbst sowie die
Schreine rundum sind ausschließlich von Gläubigen
besucht
Da uns noch Zeit bleibt und wir entdeckt haben, daß wir
in Patan einen nicht unwesentlichen Teil der Besichtigungen unterlassen
haben, fahren wir nochmals dorthin und besuchen das Kloster U-Bahal
(wir haben es nach den Beschreibungen mit dem "Golden Tempel"
verwechselt und glaubten es schon gesehen zu haben, haben aber
auf Grund von Fotos in der Bordzeitschrift der "Royal-Nepal-Airlines"
erkannt, daß es hier noch ein wunderschönes Kloster
gibt, das wir bisher noch nicht gesehen haben). Unsere Erwartungen
werden auch voll erfüllt. Man sollte es wirklich nicht auslassen.
Es liegt im Süd-Osten von Patan, wobei der Tempel - typisch
für Nepal - sich in einem Hof befindet. Ganz in der Nähe
befindet sich Mahaboudha, der in einem winzigen Innenhof steht.
Er heißt auch "Der Tempel der 1 Million Buddhas".
Tatsächlich soll es sich um 9000 Buddhaabbildungen handeln,
die auf den Terrakottaziegeln angebracht sind.
Am Nachmittag gehen wir nochmals in die Altstadt von Kathmandu,
um vielleicht doch noch einen Blick in den Hof des Königshofes
zu erhaschen. Diesmal sind wir zeitlich genug dran - so glauben
wir. Vor dem Tor angekommen, weist man uns ab: heute sei Feiertag.
Es hat also nicht sollen sein.
Am Abend gehen wir nochmals durch die Altstadt, um das nächtliche
Flair nochmals aufzuschnappen. Auffallend ist, daß in Nepal
teilweise die Geschäfte mit Einbruch der Dunkelheit schließen,
spätestens aber gegen 20.00 Uhr.
Auch die Essenszeiten sind anders als sonst in den asiatischen
Ländern: Viele Restaurants schließen bereits um 21.00
oder 21.30 abends.
Apropos Essen: Beim Weihnachtsessen wollen wir nichts riskieren
und suchen ein Restaurant auf, das wir schon zweimal frequentiert
haben, und das uns kein einziges Mal enttäuscht hat, das
"Ruen-Thai-Restaurant", in der gleichen Straße
wie unser Hotel gelegen.
Am Morgen des 25. Dezember 1991 ist unser Aufenthalt in Nepal
zu Ende. Beim Abflug werden die Koffer (nicht das Handgepäck)
mit einem Gerät durchleuchtet, das nicht "filmsafe"
ist. Also muß ich alle Koffer öffnen und die darin
verstreuten Filme zusammensuchen. Dann fliegen wir, bei immer
noch schlechtem Wetter, mit "Royal-Nepal-Airlines" nach
Dehli. Gegen unsere Erwartung ist auch hier das Wetter schlecht
(nur 15 °C), Nebel und Wolken.
I N D I E N
In Dehli angekommen sekkiert uns zuerst der Zoll, der neuerdings
alle Kameras mit Nummern festzuhalten beliebt. Dann versuchen
wir an der Touristeninformation herauszufinden, ob man mit dem
Zug nach Agra und weiter nach Gwalior kommen kann und wie lang
das dauert. Der Mann am Schalter hat offensichtlich nicht viel
Ahnung: Bezüglich Züge meint er, daß heute nichts
mehr fährt, empfiehlt aber eine Taxifahrt (die er selbstverständlich
selbst anzubieten hat), wobei er zuerst die veranschlagte Fahrzeit
mit 16 Stunden, dann mit 3 Stunden nach Agra und eine weitere
Stunde nach Gwalior schätzt. Alles falsch:Tatsächlich
braucht man nach Agra mit dem Taxi 3 Stunden, die Weiterfahrt
nach Gwalior erfordert 2 Stunden , dzt, auf Grund von Bauarbeiten
auf der Straße, sogar mehr als 3 Stunden.
Im Gegensatz zum sonstigen indischen Usus, daß man am Flughafen
von den Taxifahrern umringt ist und aussuchen kann, ist hier alles
in einer Hand (muß ein gutes Geschäft sein!). Man bekommt
das Taxi praktisch von der Touristeninformation zugewiesen, und
die Strecke Agra - Gwalior mit 2 Nächtigungen für den
Chauffeur soll ca S 1.600,-- kosten.
Das Wetter wird und wird nicht besser, es ist saukalt und wir
kommen bei "Abendnebel" zum Taj Mahal.
Die Zimmersuche nachher gestaltet sich schwierig. Wir müssen
ein Zimmer ohne Heizung akzeptieren, weil einfach nichts anderes
zu bekommen ist. Das hätte ich nie gedacht, daß ich
in Indien nach einem Zimmer mit Heizung suchen werde. Dafür
ist es aber billig: Nur S 120,-- pro Person und Nacht. (Fröstel,
fröstel!)
Der frisch engagierte Reiseführer teilt uns dann mit, daß
die Straße nach Gwalior eine Baustelle ist und wir eigentlich
nicht Agra und Gwalior an einem Tag besichtigen können. Er
schlägt daher vor, daß wir anstelle dessen Fathepur
Sikri ansehen. Schade, denn damit habe ich auf dieser kurzen Nordindien-Fahrt
überhaupt nichts Neues gesehen, weil ich sowohl Agra als
auch Fathepur Sikri schon von meinem letzten Aufenthalt kenne.
Am nächsten Morgen, dem 26. Dezember 1991, fahren wir zuerst
zum roten Fort, das wir auch nur im Nebel sehen können, anschließend
zum Taj Mahal, wo die Sicht immer noch nicht besonders gut ist.
Erst am Nachmittag in Fathepur Sikri, einer übrigens sehr
sehenswerten künstlichen Stadt an der Mogul-Ära, weicht
der Nebel und es kommt die Sonne hervor.
Am Abend ist es immer noch eiskalt, und wir frieren uns fast ab,
als wir uns von einem Motorscooter zu einem wirklich ausgezeichneten
Restaurant ("Sonam") bringen lassen.
Zeitig am nächsten Morgen geht es weiter. Etwas nördlich
von Agra stoppen wir bei Sikandra, besichtigen die Moschee und
füttern die dort in Massen herumlungernden Affen. Einer setzt
sich sogar auf meine Schulter.
Zu Mittag sind wir dann wieder zurück in Dehli, wo wir uns
vorgenommen haben, die Freitag-Moschee zu besichtigen. Gerade
diese aber ist am Freitag für Nicht-Moslems geschlossen,
sodaß wir sie nur von außen sehen können. Shaslik-Stände
verkaufen dort ein Spießchen um nur eine Rupie, das sind
ca. S 0,40. Neuerlich staunen wir über die riesigen Preisunterschiede
in Indien.
In der Nähe des Flughafens befindet sich die "Zentrale"
des Taxiunternehmens, das den Flughafen Dehli fest im Griff hat.
Wir bezahlen dort unsere Rechnung. Für europäische Verhältnisse
sehr billig - rund S 3,-- pro gefahrenem Kilometer. Für indische
Verhältnisse eher teuer, weil man ansonsten nur S 2,-- pro
Kilometer zu bezahlen braucht. Die Differenz ist offensichtlich
der Gewinn für die Taxigesellschaft. Interessant ist auch,
daß wir von unserem Reisführer in Agra erfahren haben,
daß es tatsächlich von Dehli einen Schnellzug nach
Agra gibt - also genau das, was ich ursprünglich eigentlich
haben wollte. Und zwar fährt dieser Zug jeden Morgen um 6.00
Uhr ab und ist bereits um 7.15 Uhr in Dehli. Die Rückfahrt
ist am Abend um 20.00 Uhr, sodaß man in Agra überhaupt
nicht zu übernachten braucht und sämtliche Besichtigungen
an einem Tag erledigen kann. Der Fahrpreis für eine Fahrt
beträgt - inkl. Frühstück bzw. Abendessen - S 50,--!
Wie gut hat die Touristeninformation daran getan, uns diese preisgünstige
Alternative gar nicht erst anzubieten, sondern die für sie
viel lukrativere Taxivariante.
Unser Flug nach Goa ist für 15.50 Uhr geplant. Auf dem Flugplan
stehen nur zwei Maschinen, eine 15.30 Uhr und eine um 15.50 Uhr.
Wir erfahren, daß die Morgenmaschine von 5.45 Uhr, mit der
wir ursprünglich fliegen wollten, noch nicht gestartet ist,
und daß wir mit dieser Maschine mitfliegen können,
weil noch 100 Plätze frei sind (obwohl laut Indien-Airlines-Computer
die Maschine voll ausgebucht gewesen wäre).
Tatsächlich fliegen wir um 16.00 Uhr, und die Nachmittagsmaschine
soll dann angeblich um 17.00 oder 18.00 Uhr starten.
Im Flugzeug sitzt ein indischer Hotelmanager neben uns, der mir
einige Yogatips gegen mein Kreuzweh auf die Bordkarte zeichnet.
Da wir nicht ganz sicher sind, ob unser Zimmer auch wirklich reserviert
sein wird, weil wir doch viel später ankommen als geplant,
lassen wir uns von ihm eine Visitenkarte geben, denn er fährt
in ein neu eröffnetes Hotel, das auf jeden Fall noch Zimmer
frei hat.
In Goa angekommen fahren wir mit dem Taxi zur Colva Beach zu dem
uns bereits bekannten Hotel "Longhuinos", in dem wir
brieflich ein Zimmer reserviert haben. Aber oh Schreck, unser
Brief ist nie angekommen. Die indischen Postler sind so faul,
daß sie die Briefe einfach liegen lassen und gar nicht zustellen.
Nach langem Nachdenken erklärt uns der Rezeptionist, daß
wir eine Nacht bleiben können, aber dann wieder ausziehen
müssen. Wir überlegen die Variante mit dem neuen Hotel,
bleiben aber dann jedenfalls für eine Nacht, weil wir von
der Reise schon müde sind.
Am nächsten Morgen, dem 28. Dezember 1991, gehen wir vorerst
einmal an den Strand, um Sonne und Meer zu genießen. Hier
in Goa ist es wirklich warm, ein krasser Unterschied zu Dehli.
Unserem Rezeptionisten habe ich 100 Rupien in die Hand gedrückt,
mit dem Ersuchen, uns in einem anderen Hotel ein Zimmer zu besorgen
und dem frommen, unausgesprochenen Wunsch, er möge die nächste
Stornierung dazu nützen uns ein Zimmer zuzuweisen (am Rande
habe ich mitbekommen, daß auch andere Gäste länger
bleiben wollten und kein Zimmer bekommen). Zurückgekehrt
in unser Zimmer müssen wir feststellen, daß leider
noch keine Stornierungen vorliegen und packen gleich unsere Koffer.
Bis 13.00 Uhr haben wir Gnadenfrist. 12.50 Uhr dann die erlösende
Nachricht: Es gibt doch eine Stornierung, wir können bis
2. Jänner 1992 bleiben. HURRA! (Am 1. Jänner stellt
sich dann heraus, daß wir sogar - wie wir beabsichtigt haben
- bis zum 9. Jänner bleiben können).
Also alles wieder ausgepackt und die Erholung kann beginnen.
Von der alten Hotelmannschaft sind nur ganz wenige übrig
geblieben, aber diese begrüßen uns mit Überschwang.
Am nächsten Morgen, am Sonntag, fahren wir mit dem Taxi ins
ca. 70 km entfernte Fort Aguada. Das kostet, obwohl wir einen
ganzen Tag ausbleiben nur rund S 280,--. Beim Taxifahrer erkundigen
wir uns, wieviel er eigentlich verdient: weniger als S 400,--
im Monat!
Der Strand in Fort Aguada ist sehr ähnlich dem unseren: langer
Sandstrand mit Palmen. Wir suchen das neue Hotel unseres Flugnachbarn
auf - sehr hübsch gelegen, aber leider noch nicht fertig.
Unser Flugnachbar gibt weiteren Yogaunterricht und versucht mir
auch die Vorzüge der vegetarischen Kost zu erklären.
Und auch zwischen Fleischsorten gäbe es Unterschiede und
man könne maximal Hühnerfleisch verzehren. Er meint,
wenn man je ein Stück Hühnerfleisch, ein Stück
Rindfleisch und ein Stück Schweinefleisch vergräbt und
nach einigen Tagen wieder ausgräbt, seien im Hühnerfleisch
nur wenige kleine Würmer drinnen, im Rindfleisch seien schon
zahlreiche Maden, im Schweinefleisch säßen aber lauter
dicke große fette Würmer. Er fragt mich, was ich daraus
schließe. Ich kann es mir nicht verkneifen in Abwandlung
eines Uralt-Witzes darauf zu antworten: "Wahrscheinlich schmeckt
dem Wurm das Schweinfleisch am besten."
Trotzdem probiere ich am Strand die Yogaübungen - die Essensratschläge
muß ich ja nicht unbedingt befolgen.
Am nächsten Tag wieder zurückgekehrt zur Colva Beach
kehren wir am Nachmittag in einem primitiven neuen Strandrestaurant
ein, um eine Erfrischung zu uns zu nehmen. Zu unserem Erstaunen
ist der Besitzer ein Obstverkäufer, der uns vor 2 Jahren
mit frischen Früchten am Strand versorgt hat. Er hat inzwischen
1 1/2 Jahre im Hotel "Majorda Beach" gearbeitet, dort
monatlich weniger als S 300,-- verdient, aber vor allem Kochen
gelernt, da er in der Küche eingesetzt war. Diese Kenntnisse
hat er dazu genutzt, ein eigenes Gasthaus aufzumachen. Dieses
besteht allerdings nur aus ein paar Palmenblättern und einigen
alten Tischen und Stühlen. Dafür mußte er einen
Bankkredit von S 3.500,-- aufnehmen - für ihn ein kleines
Vermögen. Nach eigenen Angaben hat er an guten Tagen einen
Umsatz von S 350,-- und einen Gewinn von rund S 80,--. Angesichts
der Preise und der Umsätze halte ich diese Schätzung
für sehr optimistisch. Da wir die einzigen Gäste sind
und er an diesem Tag überhaupt noch keinen anderen Gast gehabt
hat, gebe ich ihm einige Marketing Ratschläge Wie z.B.: Eine
Tafel aufstellen, daß es auch was zu Essen gibt. Wenn keine
Gäste da sind, sich mit seinem Bruder selbst heraussetzen,
damit man sieht, daß das Lokal in Betrieb und nicht geschlossen
ist usw..
Leicht wird er es nicht haben unser Obstverkäufer, monatlich
S 400,-- an die Bank zu zahlen und daneben noch zu leben. Jedenfalls
ist seine Finanzkraft so schwach, daß er sich nicht einmal
am Markt Fisch kaufen kann. Wir beschließen, ihm den Fisch
vorzufinanzieren, den wir morgen essen wollen.
Die verbleibenden Tage dienen dann der reinen Erholung am kilometerlangen
Sandstrand unter Palmen. Da wir meist mit dem Fahrrad unterwegs
sind entdecken wir immer neue Kneipen, die vor zwei Jahren noch
nicht da waren und neue Hotels, die wie Schwammerln aus dem Boden
gewachsen sind.
Interessant ist auch der Vergleich der Hotelpreise. Unser Hotel
- Zimmer mit Balkon und Meerblick, selbstverständlich Dusche
und WC, sogar Telefon, allerdings keine Klimaanlage sondern nur
Ventilator (mehr braucht man gar nicht) - kostet S 70,-- pro Person
und Nacht. Die Luxushotels kosten S 600,-- bis S 700,-- pro Person
und Nacht. Einfache Hotels sind dagegen schon um S 20,-- pro Person
und Nacht zu bekommen. Angeblich sollen auch die durchaus brauchbar
sein und mit eigener Dusche und allem was dazugehört. Am
schlechtesten sind diejenigen dran, die übers Reisebüro
buchen. Sie zahlen - meist in einem Luxushotel - S 900,-- bis
S 1.000,-- pro Person und Nacht.
Schlußfolgerung daraus: Wer übers Reisebüro bucht,
zahlt nur drauf. Selbst in der Weihnachtszeit kann man - wie man
sieht - ein Zimmer bekommen. Zu allen anderen Zeiten ist es überhaupt
kein Problem und man kann es sich aussuchen. Dazu kommt noch,
die Möglichkeit, dort essen gehen zu können wo es gerade
schmeckt und wo man sich gerade aufhält. Einmal dort probieren
und einmal da und nicht auf die eintönige Hotelküche
angewiesen zu sein, ist doch sicherlich ein nicht zu unterschätzender
Vorteil.
All die genannten Preise basieren auf dem offiziellen Umrechnungskurs,
wenn sich jemand traut Dollar mitzunehmen oder schwarz zu wechseln
ermäßigt sich alles noch um rund 20 %.
Der 9. Jänner 1992 ist unser letzter Tag in Indien. Wir fliegen
zeitig in der Früh nach Bombay und haben dort den ganzen
Tag zur Verfügung. Da wir nur rund 12 Stunden Zeit haben
nehmen wir uns für den ganzen Tag ein Taxi, wobei uns trotz
aller bisheriger Erfahrungen wieder einmal die Taximafia besiegt:
Wir müssen fast S 500,-- für die Taxifahrt aufwenden
- viel zu viel für Indien! Empfehlenswert wäre gewesen
ein Prepayd-Taxi in die Stadt zu nehmen und dann mit dem Fahrer
die weiteren Aktivitäten auszuhandeln.
Bombay selbst ist eine grausliche Großstadt. Das einzig
wirklich sehenswerte sind die Höhlentempel auf der Insel
Elefanta, hier wiederum vor allem die erste Höhlengruppe.
Um 2.35 Uhr in der Früh geht unser Flug, doch man muß
mindestens 3 Stunden vorher zum Einchecken erscheinen. Solange
braucht nämlich die umständliche Prozedur bis man alle
Stempeln, Hackerln und Kleber erhalten hat. Selbst für Inlandsflüge
ist ein zweistündiges Einchecken erforderlich. Besonders
pervers sind die Vorschriften bezüglich Batterien. Im Handgepäck
darf man sie nicht aufbewahren, im Koffer (auch dieser wird durchleuchtet)
werden sie möglicherweise entdeckt, was zu einer genauen
Durchsuchung des Gepäcks führt.
Dafür interessiert man sich für das Wiederausführen
meiner Fotoausrüstung recht wenig. Ohne den Inhalt der Fototasche
zu prüfen, bekomme ich meine Stempeln und Unterschriften.
Aber immerhin waren eine Reihe von Beamten mit dieser Prozedur
stundenlang beschäftigt. Die Inder verstehen es eben, die
Bürokratie zu zelebrieren!
Von Bombay fliegen wir mit Zwischenlandung in Dehli nach Frankfurt
- übrigens ist "Air India" eine der wenigen Fluggesellschaften,
die die Nordroute über Rußland befliegt. Von Frankfurt
geht es dann mit einer AUA-Maschine zurück nach Wien - nicht
ohne das übliche Anstellen und der üblichen Verspätung:
Am Rollfeld stehen 12 Maschinen hintereinander und warten auf
den Abflug.
Das neblige und regnerische Wien hat uns wieder. Ein schöner
und erlebnisreicher Urlaub ist wieder einmal zu Ende gegangen.
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DerNachdenker