MEXICO 1990
Hay muchos bandidos aqui
Ein Reisebericht für alle besonders Mutigen
Die erste Etappe dieser Reise führt uns nach Madrid. Regenwetter
macht diese ohnehin nicht besonders schöne Stadt besonders
öd.
Am Nachmittag des zweiten Reisetages (9.11.90) beginnt die eigentliche
Reise mit einem Transatlantikflug der IBERIA.(Flugzeit 13 Stunden
+ 41/4 Stunden Wien - Barcelona - Madrid). Ankunft im Hotel in
Mexico City ca 22 Uhr.
Mit dem Fahrer der Agentur B., die uns in Mexico betreut machen
wir am Vormittag des 10.11.90 eine Stadtrundfahrt: Zócalo(=Hauptplatz),
Catédral Metropolitana, Palacio Nacional mit Rivera-Fresken.
Interessant auch das nahe dem Zócalo gelegene Grandhotel
mit seiner hübschen Jugendstilhalle. Auffällig die vielen
Erdbebenschäden vom großen Beben im Jahr 1985.Daß
überhaupt noch etwas steht ist besonders dann verwunderlich,
wenn man weiß, daß ein Großteil der Stadt nicht
auf festem Grund , sondern über einem See errichtet ist.
Zu Mittag setzt uns der Fahrer beim berühmten antropologischen
Museum im Chapultepec-Park ab. Hier wird die mexikanische Geschichte
eindrucksvoll und anschaulich präsentiert. Es beeindrucken
nicht nur die Ausstellungsgegenstände selbst (z.B. Kalenderstein)
sondern vor allem die Darstellungsform: viele mit Figuren kombinierte
Panoramabilder (ähnliche Darstellungsformen gibt es im "Haus
der Natur" in Salzburg), die Szenen aus dem Leben der Azteken,
Olmeken, Mayas etc. zeigen. Ein Museum also, das nicht wie sonst
üblich nur die Geschichte aus der Sicht der Herrscher zeigt,
sondern die Lebensumstände.
Vor dem Museum sehen wir fliegende Artisten in ihren bunten Trachten,
die auf einem unserem Maibaum ähnlichen Pfahl Kunsstücke
vorführen. Enttäuschend die die vielen Würstelstände
hier, die anstelle der erwarteten Tacos Hot dogs und Hamburger
anbieten.
Anschließend wollen wir mit der U-Bahn, deren Benützung
laut Reiseführer ein besonderes Erlebnis sein soll (Menschenmassen,
Gedränge, jede Station mit Bildern für die vielen Analphabeten,
extra Waggons für Frauen zur Stoßzeit) nach Xochimilco
fahren um die schwimmenden Gärten zu besichtigen, die noch
einen Hauch des Eindrucks erwecken sollen, den die Stadt zu Cortes
Zeiten geboten hat.
Um dorthin zu gelangen müssen wir eine stark befahrene Straße,
die Reforma überqueren. Wir benutzen, so wie alle, die Unterführung.
Das nun folgende Ereignis überschattet den ganzen Urlaub:
Etwa in der Mitte der Unterführung, an einer Stelle, an der
es nur versperrte Geschäfte gibt, werden wir von drei Gangstern
überfallen. Einer richtet die Pistole auf mich, zwei bedrohen
uns von hinten mit langen Messern. Alle anderen Passanten laufen
schnell davon. Wir sind ganz allein. Nachdem der Pistolengangster
Christl mit einer Hand festhält und mit der anderen auf ihren
Kopf zielt bleibt uns nichts anderes übrig als all unseren
Besitz, Fotoausrüstung, Handtasche, Uhr, Geld herzugeben.
Den Reisepaß, den ich in einem Wertsachenbeutel um den Hals
getragen habe, bekomme ich glücklicherweise zurück.
Die Travellerschecks in einem Plastikumschlag haben sie nicht
als solche erkannt. Es zeigt sich, daß die Sicherheitsmaßnahme
Wertgegenstände unter dem Hemd zu tragen kontraproduktiv
ist. Bei einem bewaffneten Raubüberfall muß man ohnehin
alles herausgeben. Der Beutel unter dem Hemd ist für die
Räuber besonders interessant und er wird einfach abgeschnitten,
was mir einen kleinen Kratzer am Oberarm eingebracht hat.
Ein Taxifahrer bringt uns gratis - wir haben ja kein Geld mehr
- zum Hotel. Der Hoteldirektor telefoniert mit der österreichischen
Botschaft. Wenig später ruft uns Herr Gutschi (Vizebotschafter
oder so etwas ähnliches) von zu Hause aus zurück (Es
ist Samstag, daher kein normaler Dienstbetrieb). Er wäre
erst seit zwei Monaten hier und dies wäre bereits sein 35.
derartiger Fall. Wir könnten uns glücklich schätzen,
daß wir noch leben. Vorgestern sei erst ein Überfallopfer
eingeäschert worden. Ein anderer Überfallener liege
im Spital, wo man ihm eine halbe Lunge entfernt habe. In einem
Spital, das über keine Herz-Lungenmaschine verfügt.
Ob er überlebe sei daher noch ungewiß.
Nach diesen aufbauenden Schilderungen fahren wir, entsprechend
der Empfehlung der Botschaft zur Touristenpolizei um Anzeige zu
erstatten. Dort wird das für die Versicherung notwendige
Protokoll verfaßt. Wir werden nicht einmal nach einer Personenbeschreibung
gefragt. Dazu ist dieser Fall zu alltäglich.
Sicherheit: In jedem Hotel gibt es einen Hotelsafe. Meist nur
mit 2 Schlüsseln(Gast+Kassier)zu öffnen. Man soll alle
Wertgegenstände dort aufbewahren. Paß und Einreiseformular
sowie Rückflugticket soll man kopieren und gesondert aufbewahren.
Geldwechsel wird im Hotel vorgenommen.(geringfügig schlechterer
Kurs als in der Bank z.B. 2800 Pesos für 1 $ statt 2920).
Schlecht ist der Wechselkurs in Europa(1500 für 1 $). Vorsicht
bei Kreditkarten: Hier wird der europäische Wechselkurs verrechnet(auf
Dollarfakturierung bestehen). Oft passiert es, daß das Hotel
kein Geld hat, sicher um Überfällen vorzubeugen.
Um doch noch irgendetwas fotografieren zu können kaufen wir
in einem Kaufhaus um ca 1000.-- eine Billigstkamera. Fotoapparate
sind mit einer sehr hohen Luxussteuer belegt, sodaß eine
einfache Spiegelreflexkamera rund 15000.-- S kosten würde.
Trotz der psychischen Belastung machen wir am nächsten Tag
den vorgesehenen Ausflug. Die erste Station ist die im Norden
der Stadt gelegene Basílica de Nuestra Senora de Guadalupe.
Auf diesem Platz soll 1531 einem Indiojungen die Jungfrau Maria
in Gestalt einer indianischen Prinzessin erschienen sein. Die
dort errichtete Kapelle wurde 1976 durch ein riesiges modernes
Gotteshaus ersetzt. Vor der Kirche tanzen und singen Indianer,
wobei sie jedoch Jesus Christus anpreisen. Wirkt ein bißchen
komisch. Im Umkreis dieser modernen Basilica stehen noch eine
Unzahl weiterer, älterer Kirchen.
Auf der Weiterfahrt halten wir bei einem biertrinkenden Esel.
Er packt die Flasche mit den Zähnen und hebt dann den Kopf
so hoch, daß er den Flascheninhalt mit einem Zug in sich
hinein schüttet. Hier zeigt man uns auch was man aus Agaven
alles macht: Pulpe, Tequila, Pergament, Nadel und Zwirn, Klebstoff,
Sisal, Seife usw. Und natürlich gibt es auch einen Verkaufsladen
für Souvenirs, Schmuck, Taschen, etc.
Der Höhepunkt des Tages sind die Ruinen von Teotihuacán.
Dort kommen wir erstmals mit den alten Kulturen am Originalstandort
in Berührung. Teotihuacán(=Stadt der Götter)
ist eine große Tempelanlage, die großteils eindrucksvoll
renoviert ist. Die Anlage wird durch den 2 km langen Totenweg
durchschnitten, der bei der Zitadelle beginnt und bei der Mondpyramide
endet. Besonders beeindruckend ist die Sonnenpyramide, mit einer
Höhe von 63 m . Es fällt die Ähnlichkeit zum ägyptischen
Kulturkreis auf. Ist es so, daß der Mensch grundsätzlich
dazu tendiert im Zusammenhang mit der Religionsausübung hohe
Bauwerke zu errichten (Kirchtürme, Minarette, Pagoden, Pyramiden)
oder bestand ein Zusammenhang zwischen der ägyptischgen Kultur
und der Mittelamerikas?
Am Montag (12.11.90) fahren wir über Cuernavaca (ganz nett,
aber nicht aufregend) nach Taxco, der "Silberstadt".
Dieses Städtchen, in dem früher eine Silbermine in Betrieb
war ist idyllisch in den Bergen gelegen. Wunderschöne alte
Häuser, schmale winkelige Gassen, viele Treppen, malerischer
Markt, schöne Kirche (San Priscla). Leider funktioniert die
neue Kamera nicht - es hätte so schöne Fotomotive gegeben.
Am nächsten Morgen fliegen wir nach Oaxaca. Eine ziemlich
reizlose Stadt. Strassenraster, großteils ebenerdige und
einstöckige Häuser. Bei unserem Ausflug nach Mitla
kommen wir in St. Maria del Tule bei dem 2000 Jahre alten Sabinobaum
vorbei, der einen Umfang von 42 m hat. Mitla wurde von den Zapoteken
als Bestattungsort angelegt. Nach dem Zerfall der zapotekischen
Kultur übernahmen die Mixteken diese Stätte und nannten
sie nun Mitla, zur Erinnerung an den "Ort der Toten".
Mitla zeichnet sich durch strenge geometrische Muster aus. Da
keine figürlichen Darstellungen vorhanden waren, wurden die
Bauwerke von den Spaniern auch nicht zerstört. Die Muster
ergeben sich durch exakt zugehauene Steine und werden noch heute
als Vorbild für Webereien auf Teppichen oder Decken genommen.
Am Nachmittag fahren wir nach Monte Alban. Diese Anlage liegt,
wie der Name bereits sagt, auf einem 2000 m hohem Bergplateau
(400 m über dem Niveau von Oaxaca). Hier sehen wir zum ersten
Mal einen der berühmten Ballspielplätze. Ziel des Spieles
war es, den Ball (eine harte Kautschukkugel) durch einen an der
Längsseite angebrachten Steinring zu stoßen. Der Ball
durfte jedoch nur mit den Ellbogen, den Knien oder der Hüfte
berührt werden. Gelang es der Mannschaft den Ball durch den
ziemlich engen Ring zu stoßen, wurden die Sieger gebührend
gefeiert. Sie durften den Zuschauern Kleider und Schmuck abnehmen,
die Verlierer dagegen oder zumindest deren Anführer wurden
den Göttern geopfert. Das Leben dürfte im alten Mexico
noch weniger wert gewesen sein als heute. Auffallend auch die
Abbildungen von Menschen in verrenkten Positionen. Unser Reiseleiter
meinte es handle sich um die Abbildung kranker Menschen und Mte
Alban sei einmal ein Spital gewesen. Zumindest eine kühne
Theorie. Auffallend auch die Abbildung bärtiger Männer,
obwohl die indianischen Einwohner ja bartlos waren. Vielleicht
doch Ägypter???
Am Abend beim Bummel durch Oaxaca entdecken wir in Marktnähe
erstmals ein empfehlenswertes Lokal: Restaurant Danzantos, Calle
200 novembre.
Essen: Das mexicanische Essen hat mir überhaupt nicht
geschmeckt, mit Ausnahme in den beiden bisher empfohlenen Lokalen.
Grundsätzlich ist vor Rindfleisch zu warnen, das meist zäh
und flachsig ist. Der übliche "Bohnengatsch" (hier
genannt "frijoles"), der bei fast jeder Speise unverlangt
mitgeliefert wird, sieht am Teller kaum anders aus als vermutlich
nach dem Verdauungsvorgang. Fische werden dagegen meist recht
schmackhaft zubereitet, vor allem wenn gegrillt. Unter Umständen
kann man auch Hühnerfleisch riskieren. Obwohl in Mexico viel
und guter Kaffe angebaut wird ist das fertige Getränk meist
scheußlich. Tee ist weitaus besser.
Schwierigkeiten hat man als Europäer auch bei den Gewürzen
- was paßt wozu? Ein junger amerikanischer Businessman (Nase
ganz oben, Kravatte, Nadelstreif) hat den Vogel abgeschossen.
Beim Frühstücksbuffet nahm er sich von allem ein kleines,
vornehmes bißchen. Zuletzt etwas Chili auf die Zuckermelonen.
Mahlzeit!
Am nächsten Tag (14.11.) müssen wir leider nach Mexico
City zurückfliegen. Ursprünglich wäre ein direkter
Flug von Oaxaca nach Villahermosa vorgesehen gewesen, der aber
angeblich überbucht war, sodaß wir zuerst in die Hauptstadt
und dann zurück in dieselbe Richtung fliegen müssen.
Das Reisebüro hat sich auch außerstande erklärt
die Reihenfolge der Flüge oder das Flugdatum zu ändern,
da alle Flüge auf Monate hinaus ausgebucht wären. Eine
vollkommen falsche Auskunft wie sich später noch herausstellen
wird.
Also bleibt uns nichts anderes übrig als diesen Reisetag
der Besichtigung von Flughäfen zu widmen.
Tatsächlich wird aber alles noch viel schlimmer: Der Flug
nach Villahermosa wird zuerst verschoben, dann ganz abgesagt:
Schlechtwetter.
Der Reiseveranstalter B., der für uns in Mexico zuständig
ist erklärt am Telefon, daß dies ein Fall höherer
Gewalt sei und der Hotelgutschein für Villahermosa verfallen
sei, weil die Agentur die Leistung im Vorhinein bezahlt habe.
Ob wir in Mexico City übernachten sollen oder direkt nach
Mérida, unserer nächsten Station, weiterfliegen sollen
bleibe unserer Entscheidung überlassen.
Wir entscheiden uns zum Weiterflug am gleichen Abend nach Mérida.
Dies aus mehreren Gründen: Es muß angenommen werden,
daß ein Großteil der Passagiere, die mit uns fliegen
wollten, sich auf die Warteliste für den natürlich bereits
ausgebuchten Flug am nächsten Morgen setzen lassen und zweitens
niemand sicher weiß, wie das Flugwetter am nächsten
Morgen sein wird sowie drittens eine Besichtigung bei Regenwetter
suboptimal ist. (Tatsächlich wurde auch der Morgenflug nach
Villahermosa wegen Schlechtwetter abgesagt.)
Beim Tickettausch hat uns die freundlich und vertrauenserweckend
wirkende Angestellte der Fluglinie Mexicana übers Ohr gehauen:
Sie redet uns ein, ein neues Ticket zu kaufen, und verspricht
das alte sofort einzulösen, wenn wir stand by nach Mérida
einchecken. Nachdem wir tatsächlich unsere Bordkarte ergattert
haben und zu ihr zurückkehren wimmelt sie uns mit dem Hinweis
ab, daß die Zeit zum Abflug für eine Rückvergütung
nicht ausreicht und wir das Geld in Mérida bekommen. Erst
als niemand das Ticket einzulösen bereit ist werden wir vorsichtiger.
Schließlich bekommen alle die Tickets verkaufen davon eine
Provision. Diese Erkenntnis wird uns noch vieles erklären.
In Mérida angekommen, kurz nach Mitternacht, fahren wir
mit dem Taxi zu dem Hotel, in dem wir erst einen Tag später
hätten ankommen sollen. Ab 8 Uhr morgens versuchen wir telefonisch
den örtlichen Vertreter von B. zu erreichen. Optimistisch
wie wir sind glauben wir, daß wir die Ausflüge einen
Tag vorverlegen können. Erst um 930 meldet sich jemand. Die
Ausflüge beginnen aber alle schon um 9 Uhr. Die Angestellte
verspricht uns am Nachmittag jemanden zu schicken. Ich bestehe
darauf, daß gleich jemand kommt, wenn die Erörterung
am Telefon nicht ausreicht. Der Rest des Tages besteht dann darin,
daß uns Herr Valle mehrmals in sein Büro und zu verschiedenen
Fluggesellschaften schleppt. Alles ohne Ergebnis. Ist er wirklich
so unfähig oder will auch er nur Provisionen kassieren? (Alle
seine Vorschläge laufen darauf hinaus, daß wir wieder
neue Flugtickets kaufen.)
Mérida selbst ist eine ziemlich reizlose Stadt, gerade
Straßen(rasterförmig), Straßen durchnummeriert
wie in Amerika, Gebäude mit wenigen Ausnahmen ebenerdig,
Gehsteige zu schmal. Schön sind nur die Innenhöfe in
manchen Gebäuden.
Freitag (15.11.) fahren wir nach Chichén Itzá.
Endlich wieder etwas so wie wir es erwartet haben. Eine eindrucksvolle
Ruinenanlage der Mayakultur. Sehr heiß und schwül.
Einen kurzen Regenguß überstehen wir im Observatorium.
Sehr schön ist El Castillo (Kukulkántempel) mit rotem
Jaguarthron und Grab im Inneren. Die vier Treppen (in jeder Himmelsrichtung
eine) von 45 Grad Steigung haben zusammen 364 (4x91) Stufen, zusammen
mit der obersten Plattform ergeben sie die Anzahl der Tage im
Jahr (365). Dies ist ein deutlicher Hinweis auf den Einfluß,
den der Kalender auf das Leben der Maya ausübte. Wieder die
frappierende Ähnlichkeit zu ägyptischen Pyramiden, die
auch Gräber mit Grabbeigaben beherbergten. Beeindruckend
auch der gut erhaltene Ballspielplatz und der Tempel der Krieger,
auf dessen Plattform ein Chac-Mol (halb liegende Steinfigur mit
abgewinkelten Beinen und abgewandten Kopf) steht. Der Kriegertempel
ist auch als Tempel der 1000 Säulen bekannt: vor der Pyramide
erstreckt sich ein weiter Säulenhof, der einst das mit quadratischen
Steinplatten gedeckte, flache Gewölbe trug.
Bei der Rückfahrt nach Mérida sind wir allein. Alle
anderen Mitreisenden sind (mit Koffer) nach Cáncun weitergefahren,
das kaum weiter entfernt ist als Mérida. Da wir einen Flug
Mérida - Cáncun (300km) in unserem Programm haben
frage ich, ob die Variante nach Chichén Itzá nach
Cáncun weiterzufahren neu ist. "Nein, das haben wir
seit fünf Jahren so im Programm." Warum uns dann unser
Reisebüro umständlich und teuer in der Gegend herumschickt
bleibt ein Rätsel.
Abends nochmals Treffen mit Hern Valle: Er hat noch immer nichts
kapiert oder will es nicht verstehen. Jetzt nehme ich die Sache
selbst in die Hand: Aeromexico tauscht den Flug ohne Probleme
in die andere Richtung. Für einen Besuch bei Mexicana bleibt
leider keine Zeit mehr.
Samstag geht es nach Kabah (Tempel mit 250 rüsselbewehrten
Regengottmasken) und Uxmal. Diese Ruinenanlage wird von der 35
m hohen Wahrsagerpyramide überragt, die einen elliptischen
Grundriß aufweist. Eine äußerst steile Treppe
führt nach oben. Man kann sich beim Aufstieg und vor allem
beim Abstieg auf einer auf der Treppe liegenden Kette anhalten.
Eindrucksvoll ist auch das "Viereck der Nonnen" (Nonnenkloster),
ein Innenhof mit den Ausmaß 65 x 45 m , der von Gebäuden
eingeschlossen ist, die reich mit Steinmosaiken verziert sind
(Chac-Masken, Mäander, gewundene Schlangen und geometrische
Muster). Der ebenfalls reich dekorierte Gouverneurspalast gilt
als einer der schönsten Monumente der Maya-Kultur. Er ist
mit Regengottmasken, Schlangen und geometrischen Mustern verziert
und wird durch Fassadenbögen aufgelockert. Die Konstruktion
ist gegenteilig zur abendländischen - leicht nach innen gewölbt
und selbsttragend. Vor der Palasttreppe steht eine Skulptur in
Form von zwei an der Brust verwachsenen Raubtieren, von denen
eines den Kopf nach Norden und das andere den Kopf nach Süden
wendet. Uxmal ist der bisherige Höherpunkt der Reise. Wieder
ein Indiz für die Übereistimmung mit der ägyptischen
Kultur: Die exakte Ausrichtung der Pyramiden und die Einbeziehung
des Sonnenlichtes am Tag der Tag- und Nachtgleiche in die Architektur.
Am Abend erfolgloser Versuch bei Mexicana das Ticket zu tauschen.
Wir werden es in Cáncun nochmals probieren.
Sonntag(18.11.) machen wir einen Ausflug mit dem öffentlichen
Bus nach Progreso ans Meer. Schmutziges Wasser, Straße neben
dem Strand schränken das Vergnügen im Winter baden zu
können stark ein.
Abends Flug nach Cáncun. Niemand holt uns ab, obwohl wir
auch die zweite Masschine abwarten. Dann fahren wir mit dem Shuttle
Service zum Hotel.(Lange Wartezeit, da alle Flugpassagiere schon
weg waren.) Von Hotel zu Hotel hat der Transport 5 Stunden gedauert.
In dieser Zeit wären wir auch mit dem Bus hingekommen.
Cáncun ist ganz besonders scheußlich. Großfeldsiedlung
am Meer. Breite, dunkle Strassen ohne Fußgänger. Man
fährt Taxi. Wie in New York. Alles ist voller Amerikaner.
Es dürfte hier ein Anhängsel zu Manhatten sein, so wie
Caorle der 24. Wiener Gemeindebezirk ist. Die Konzessionen an
den amerikanischen Geschmack sind auffallend. Vor allem die Restaurants
sind so eingerichtet. Wir essen zu Abend in einem riesigen Lokal
das mit Texashüten und Sombreros tapeziert ist. Atmosphäre
wie in einem bayrischen Bierzelt. Hier lassen die Amerikaner die
Sau raus.
Die Tourismusindustrie hat hier voll zugeschlagen. Alle Sportarten
bis zum Drachenfliegen werden angeboten und auch ausgeübt.
Vergnügungsschiffe riesigen Ausmasses(eines sogar dreistöckig)
und proppenvoll fahren mit lauter Musik und halblustiger Conférence
laufend vorbei.
Zwei Badetage in Cáncun sind vor allem durch Reisebüroärger
getrübt. Zuerst Besuch des Büros von Mexicana. Hier
gibt es kein Problem die Flugrichtung zu ändern. Nachdem
ich also alles selbst gemacht habe, was eigentlich die Reiseagentur
hätte erledigen sollen besuchen wir die örtliche Filiale
von B. Wir geben den neuen Flugplan bekannt und wollen eine zusätzliche
Nacht in Palenque buchen. Man verspricht uns ein Telex nach Mexico
City zu schicken und eine Kopie davon in unser Hotel. Es kommt
keine Kopie und auch kein Anruf wegen des Hotelpreises. Am nächsten
Tag rufe ich an. Es sei alles in Ordnung, wir sollten zum Büro
kommen. Ich lehne das ab, weil ich vom Büro herumsitzen schon
genug habe. Man werde also am Nachmittag José mit einer
Rechnung über 300 $ vorbeischicken. Das sei deshalb so teuer,
weil der Hotelgutschein für Villahermosa nicht mehr gültig
sei und es sich um das teuerste Hotel der Stadt handle. Ich recherchiere
im Reisebüro des Hotels die Preise: Man bietet mir die ganze
Reise samt Transporten in den gleichen Hotels günstiger an.
José kommte mit der Rechnung$. Darauf hat er einen Zettel
picken, daß er zwei Hotelgutscheine übergeben und 300$
kassieren soll und auch den angeblich ungültigen Hotelgutschein
einziehen soll. Ich lehne das natürlich ab. Wir wollen alle
Leistungen die wir bezahlt haben, Hotel suchen wir uns selbst,
teilen wir ihm mit. Er nimmt dies zerknirscht zur Kenntnis.
Am Morgen des 21. fahren wir nach Isla Mujeres(Taxi 35.--S, Schiff
2x15.--S) Dieser billigste Ausflug bringt uns an die bisher ruhigste
und erholsamste Etappe unserer Reise. Endlich eine Stadt, die
nach Urlaub "riecht", nicht besonders schön, aber
mit Flair. Das Hotel Rocamar (Doppelzimmer 280.--S) liegt wirklich
so, wie es heißt. An einer Ecke der Stadt, direkt am felsigen
Meeresstrand. Morgensonne am Balkon läßt den Tag angenehm
beginnen. Am Nachmittag ein Bierchen, wiederum am Balkon. Stilvolle,
auch kleine Lokale in der Stadt und einschlafen bei - für
mich beruhigendem - Meeresrauschen lassen den Reisebürostress
der vergangenen Tage langsam vergessen. (Wozu zahle ich eigentlich
ein Reisebüro? Damit es mir Arbeit abnimmt oder dafür,
daß es zusätzliche Arbeit verursacht?)
Auch zum Baden und vor allem zum Schnorcheln ist Isla Mujeres
bestens geeignet. Einen Tag verbringen wir auf dem Strand Lancheros,
an dem Wasserschildkröten im seichten Wasser zur Schau gestellt
werden. Zweimal fahren wir zum berühmten Riff bei Garrafón.
Menschenmassen schnorcheln dort im knapp 3m tiefen Wasser. Auch
Schwiegermutter wird mit Schwimmweste, Taucherbrille und Schnorchel
durchgeschoben und gezogen (Einer zieht sie an der Hand, der
andere schiebt sie an den Füssen). Die Touristen kommen großteils
direkt von Cáncun herüber. Auch das dreistöckige
Ausflugsschiff sehen wir wieder. Trotzdem lassen sich die Fische
nicht abschrecken. Zum Zeitpunkt des größten Besucherandrangs
sehen wir die meisten Fische . Sie sind überhaupt nicht
scheu. Man kann auf Zentimeter heranschwimmen. Die Fischschwärme
bleiben an ihrem Platz und weichen nur dann aus, wenn man sie
schon fast berührt. So viele Fische und so nah haben wir
noch nie gesehen.
Ein Tauchausflug (nur 40 $) führt uns zu einem anderen Riff
etwas weiter draußen. Nach einem Tauchausweis wird zwar
gefragt, aber wenn man keinen hat (Christls Ausweis wurde in Mexico
City gestohlen) kann man trotzdem mit. Auch hier kommen wir ganz
nahe zu den bunten tropischen Fischen. Eine Mittaucherin hat Fischfutter
im Plastiksack mitgebracht - die Fische beißen den Sack
auf um schneller zum Futter zu gelangen.
Am letzten unserer 5 Tage (Sonntag 25.11.) ereilt Christl Montezumas
Rache. Wir baden an der Playa del Coco, dem Strand, der direkt
an den Ort angrenzt. Schließlich ist dort auch ein WC vorhanden.
Da wir die Morgenmaschine von Mérida nach Villahermosa
erreichen müssen fahren wir mit dem Bus über Nacht (Gesamtkosten
2x 19000 Pesos = 2x 65.--S; zum Vergleich: die Flughafensteuer
beträgt bei Inlandsflügen 2x14000 Pesos). Glücklicherweise
hat sich am Abend der Magen schon beruhigt. Nochmals Pech: Christl
holt sich, wahrscheinlich im Bus, einen Floh, den wir erst durch
eine Dusche mit voller Bekleidung davon überzeugen können
die Gastgeberiin zu verlassen.
Um 4 Uhr früh frühstücken wir in Mérida,
dann geht es zum Flughafen. Das geänderte Flugticket wird
akzeptiert.
In Villahermosa holt uns - natürlich - wieder niemand ab.
Ich nehme an, sie haben uns leider schon wieder nicht ganz richtig
verstanden. Diesmal will ich von Reisebüros nichts mehr wissen,
zumal jenes Hotel, das uns vom Büro für Palenque angeboten
worden war (Hotel Palenque Mision) eine Akquisitionsbüro
am Flughafen hat. Wir zahlen dort für das Doppelzimmer inklusive
Hoteltaxi über 2x150km 78 $. Gratis gibt es auch einen Hotelbus
zu den Ruinen. So gelingt es uns schon zu Mittag bei der wohl
beeindruckendsten historischen Stätte unserer Reise einzutreffen.
Lage mittem im Urwald. Besonders interessant: der Tempel der Inschriften,
der sich auf einer 21 m hohen Pyramide befindet. Nach dem Aufstieg
in sengender Hitze, kann man wieder bergab steigen, u.zw. in ein
Grab im Inneren der Pyramide, in des sich eine Hieroglyphentafel
befindet. Gegenüber dem Tempel liegt der Palast. Er besteht
aus mehreren Bauwerken, die insgesamt ca. 100 m lang und 100 m
breit ist. In den Innenräumen befinden sich zahlreiche Reliefs.
Dominiert wird der Palast von einem Turm mit quadratischem Grundriß,
der eher untypisch für die Maya-Kultur ist. Zahlreiche andere
Tempel, teilweise mit Steinreliefs, ergänzen die Anlage.
Wir klettern auf einige hinauf, da man von oben eine tolle Aussicht
über die gesamte Anlage hat, die sehr malerisch inmitten
eines grünen Dschungels liegt. .
Am Nachmittag haben wir noch etwas Zeit um uns am Swimmingpool
auszuruhen.
Am 27. machen wir einen zusätzlichen, ursprünglich nicht
vorgesehenen Ausflug nach Agua azul. Wunderschöne Wasserfälle,
durch türkisgrüne Seen voneinander getrennt, in wunderschöner
tropischer Umgebung, direkt im Urwald. (Kosten: 25000 Pesos).
Wir wandern entlang der Wasserfälle bergauf, baden im kühlen
Flußwasser etc. Bei der Rückkehr rutsche ich am feuchten
Lehmboden aus, sodaß ich später im vornehmsten Hotel
von Villahermosa mit brauner Kehrseite ankomme.
Dort präsentieren wir den von der Agentur als verfallen erklärten
Gutschein. Er wird, nach einer Rücksprache mit der Agentur,
nicht anerkannt, da angeblich wir selbst aus Mérida den
Voucher storniert hätten. Ich lasse mir bestätigen,
daß das Hotel von der Agentur kein Geld bekommen hat. Daraus
folgt, daß der Hotelgutschein nicht dadurch verfallen sein
kann, daß die Leistung im Vorhinein bezahlt worden ist.
In Villahermosa besuchen wir das CICOM-Museum (Centro de Investigaciónes
de las Culturas Olmecas y Mayas) und den La Venta Park mit den
berühmten Olmekenköpfen (bis 2,7 m hoch).
Am Abend fliegen wir nach Mexico City zurück. Wir werden
wieder nicht abgeholt - natürlich. Erst am nächsten
Morgen meldet sich unser Chauffeur der uns zu Mittag zu unserem
Heimflug nach Wien bringen soll telefonisch.
Wir gehen noch etwas einkaufen. Weiter weg vom Hotel trauen wir
uns hier nicht mehr.
Beim Verlassen des Hotels regnet es etwas. Diesmal fällt
uns der Abschied vom Urlaub ausnahmsweise leicht.
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DerNachdenker