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SÜDINDIEN 89/90
Ein Reisebericht mit Tips und Hinweisen, wie man günstig
und problemlos reisen kann.
Diese Reise war schon bei der Buchung abenteuerlich. Der Veranstalter
R. wollte uns nur einen Rückflug nach 2 Wochen verkaufen.
Nach langem hin und her konnten wir dann doch einen Rückflug
nach 4 Wochen bekommen.
Wir haben eine Woche Badeaufenthalt in Goa, Majorda Beach,dann
eine Woche Südindienrundreise und zwei Wochen Badeaufenthalt
nochmals in Goa, Hotel Longhinos Beach Resort gebucht. Die Rundreise
war bei der Buchung noch nicht "gesichert". Beim nächsten
Besuch im Reisebüro waren dann genug Reiseteilnehmer für
die Rundreise vorgemerkt. Angeblich. Einige Wochen später
waren dann doch wieder zu wenig Teilnehmer,angeblich weil eine
Gruppe von 13 Personen storniert hat.
Was also tun? Die Rundreise auf eigene Faust wagen oder einen
anderen Veranstalter suchen?
Wir haben uns entschlossen beim deutschen Veranstalter M. eine
ähnliche Rundreise zu buchen. Diese Reise, teurer und mit
einem weniger ausführlichen Programm sollte einen Tag nach
unserer Ankunft in Indien beginnen. Danach hätten wir 1 Woche
ohne vorgebuchtes Hotel und anschließend die ursprünglich
vorgesehenen 2 Wochen in Longhinos Beach Resort verbringen können.
Bei unserer Ankunft in Goa - AUA-Flug über Bahrein und Dehli
nach Goa - machen wir dann Bekanntschaft mit dem völlig unzureichenden
Telefonsystem in Indien . Um den Anschluß an die deutsche
Reisegruppe zu finden ist ein Telefongespräch mit der Reiseleiterin
im nur wenige Kilometer entfernten Panjim notwendig. Es ist nicht
möglich ein für beide Seiten verständliches Gespräch
zu führen. Auch ein nochmaliger Anruf bringt keine bessere
Verbindung. Ich kriege dann gerade noch mit, daß die Gruppe
sich nicht im Mayfair Hotel, sondern in Colva Beach, Hotel Silver
Sands trifft.
Zufällig gibt es einen Airport-shuttle zu diesem Hotel, den
wir dann auch benutzten.
Das Hotel Silver Sands ist das erste Hotel am Platz, alle Taxifahrer
wollen ihre Gäste auch dorthin bringen - wahrscheinlich fällt
dort am meisten für sie ab - , doch es hat seine besten Tage
wahrscheinlich schon vor langer Zeit gehabt. Heute ist es abgewohnt
und schäbig. Die Preise sind für indische Verhältnisse
moderat ( 415 Rupien pro Nacht im Zweibettzimmer, das sind nach
dem derzeitigen Wechselkurs rund 330.-- öS). Übrigens
werden in Indien immer Zimmerpreise und nicht wie bei uns üblich
Übernachtungspreise pro Person angegeben. Einzelreisende
kommen viel teurer weg, weil das Einzelzimmer kaum billiger ist
als das Doppelzimmer.
Die Rundreise sollte mit Abendessen und Nächtigung am nächsten
Tag bzw. am übernächsten Morgen mit dem ersten Inlandsflug
beginnen.
So glaubten wir zumindest.
Jedenfalls haben wir das Gepäck gepackt, das Zimmer bezahlt
und auf das Erscheinen eines Reiseleiters gewartet. Zuerst kommt
niemand. Dann die ersten deutschen Rundfahrtteilnehmer. Diese
bringen uns eine unangenehme Nachricht: Bedingt durch einen Streik
bei Indian Airlines wäre der Flug nach Cochin nicht möglich,
die Abreise aus Goa erfolge erst am nächsten Abend und zwar
nach Bangalore und außerdem sei nicht nur Cochin sondern
auch Trivandrum vom Programm gestrichen. Eine Reiseteilnehmerin,
Frau Kunze , hat auch schon einen geänderten Reiseplan dabei,
der allerdings nur die Flüge, nicht aber das Besichtigungsprogramm
enthält. Ein Blick auf diese Unterlage zeigt uns, daß
wir 3x nach Bangalore und 2x nach Madras kommen würden. Außerdem
wären wir nur fünf Tage unterwegs (anstelle der vorgesehenen
sieben Tage) und hätten zwei Tage mehr in Goa verbracht,
wo wir uns ohnehin lange genug aufhalten werden).
Die Änderungen des Veranstalters waren wohl vor allem vom
Gedanken getragen die Anzahl der Flüge und Nächtigungen
nicht zu reduzieren um zu keinen Rückzahlungen verpflichtet
zu sein.
Schließlich erscheint dann doch noch die Reiseleiterin,
Frau Iris Meyer, der wir dann eine Rücktrittserklärung
ausfüllen.
Wohl ist uns nicht dabei, hat uns doch Frau Meyer das Problem
der Zimmersuche in Indien in schwärzesten Farben geschildert.
Daß wir ihr nicht alles glauben sollen stellen wir gleich
fest. Ihre Behauptung, daß kein Rücktrittsgrund vorläge
muß sie nach einem Hinweis auf Punkt 4 der Reisebedingungen
zurücknehmen.
Jedenfalls steht nun unser Entschluß fest, die Rundreise
ohne Reisebüro zu unternehmen. Eine zweite Nacht im Hotel
Silver Sands bezahlen wir selbst. Das Flugticket für die
erste Etappe nach Bangalore verkauft uns Frau Meyer privat um
650 Rupien je Ticket, was mir nachträglich etwas teuer erscheint.
Jedenfalls ist es uns das wert ein ok-Ticket zu erhalten und wenigstens
den ersten Flug gesichert zu haben.
So beginnt also unsere Südindienreise zwar nach einigen Ärgernissen,
aber auch nach ausreichender Aklimatisierung - die Zeitumstellung
von 4 Stunden 30 Minuten ist gar nicht so leicht zu verkraften
- am Sonntag, den 10. Dezember mit einem Flug von Goa nach Bangalore
im Bundesstaat Karnataka.
Während sich Christl um das Gepäck kümmert habe
ich schon ein Zimmer (Harsha Hotel, 380 Rupien pro Nacht ) einen
Mietwagen für zwei Tage und eine Zusicherung des Leihwagenmenschen
für den nächsten Flug (von Bangalore nach Madras) ein
Ticket zu besorgen, organisiert.
Es zeigt sich, daß weder Zimmersuche noch Mietwägen
ein Problem in Indien sind. Im Gegenteil: Schon in der Ankunftshalle
und vor dem Flughafengebäude wird man von Anbietern umlagert.
Die Taxipreise sind niedrig. Sogar sehr niedrig. Der Kilometer
kostet nur zwischen 2 und 2.50 Rupien. Für eine Nächtigung
des Chauffeurs muß man mit 50 bis 200 Rupien rechnen.
Als Tourist macht man sich bei diesen Preisen mitschuldig an
der Ausbeutung der Taxifahrer. Wenn man bedenkt, daß Benzin
in Indien etwa das gleiche kostet wie bei uns - also relativ sehr
teuer ist - und sicher der größte Teil des Gewinns
dem Eigentümer, der nur in den seltensten Fällen mit
dem Fahrer ident ist zufließt, kann für den armen Fahrer
, der praktisch den ganzen Tag zur Verfügung steht kaum etwas
übrig bleiben.
Leihwagen ohne Chauffeur gibt es in Indien nicht. Wer einmal in
einer indischen Stadt unterwegs war wird dies nicht bedauern.
Man muß die europäische Mentalität vollkommen
ablegen. Verkehrsregeln gibt es offensichtlich keine. Ich konnte
nicht herausfinden wer Vorrang hat. (Auch der von mir befragte
Taxifahrer wußte nicht ob Linksfahrordnung Linksvorrang
bedingt). Ich schwanke zwischen dem Stärkeren und dem Schnelleren.
Wer schwach und/oder langsam ist muß immer ausweichen, stehen
bleiben oder gar die Strasse Richtung Straßengraben verlassen.
Wenn beispielsweise ein Autobus überholt, hat der Gegenverkehr
anzuhalten. Das gleiche gilt für Lastwägen oder laut
hupende Pkw`s. Der Fußgänger oder Radfahrer der nicht
Platz macht hat wenig Überlebenschancen.
Bangalore ist eine der vielen indischen Städte in denen der
Verkehr - übrigens Linksverkehr als Relikt der britischen
Kolonialherrschaft - auf den europäischen Beobachter einen
chaotischen und brutalen Eindruck macht. Wo die Motorrikschas
wie die Hornissen ausschwärmen, Taxis rücksichtslos
überholen und Lastwägen alle kleineren Verkehrsteilnehmer
weghupen und wo trotzdem - vergleichsweise - wenig Unfälle
zu beobachten sind.
In einer Großstadt wie Bangalore, die selbst kaum Sehenswürdigkeiten
zu bieten hat, ist Dieses Verkehrstohuwabohu bei Tag der dominierende
Eindruck.
Bei Nacht tritt das Elend augenfällig in den Vordergrund.
Dann ist beispielsweise nicht zu übersehen, daß viele
kein Dach über dem Kopf haben. Nicht wie bei uns einige wenige
Sandler , Alkohol- oder Drogenabhängige sondern breite Bevölkerungsschichten.
Sie schlafen auf der Strasse, oft einfach am Gehsteig. Meist liegen
sie knapp an der Hausmauer und ihre Leiber sind so dünn,
daß man mühelos an ihnen vorbei gehen kann. Nur wenn
einer einmal quer zum Gehsteig liegt muß man über ihn
drübersteigen.
Am nächsten Morgen verlassen wir diese wenig angenehme Stadt
Richtung Sravanbelgola. Unterwegs besuchen wir die ersten Dörfer
um Eindrücke vom indischen Landleben zu sammeln. Die Menschen
leben in unvorstellbar primitiven Hütten, die meist aus
Palmblättern,Bambus, Kuhfladen und anderen pflanzlich tierischen
Produkten bestehen. Beeindruckend, auf einem 143 m Hügel
gelegen, befindet sich dort eine riesige (17 m hohe) Gomateshvara-Statue
(Sohn des ersten Jain-Wegbereiters). Diese Statue ist aus einem
einzigen Stein gefertigt und ist damit die größte Monolith-Statue
der Welt. Mit dem Veranstalter M. hätten wir dieses Wahrzeichen
Südindiens nicht gesehen. Beindruckend ist nicht nur die
schöne Aussicht, sondern auch die vielen indischen Besucher.
Nach nur wenigen km Fahrt kommen wir nach Halebid, wo wir den
Hoysaleshwara-Tempel besichtigen. Reichliche Reliefs (fast wie
in Kajurao) sind hier zu bewundern.
Auf der Fahrt nach Belur versuchen wir sowohl Schilling zu wechseln,
als auch Briefmarken zu erwerben. Beides ohne Erfolg. In Hassan,
einer mittelgroßen Stadt, wechseln wir dann Dollar (Kurs
16,65 Rupien für einen $). Es zahlt sich daher schon aus
diesem Grund aus, vor der Reise Schilling in Dollar zu wechseln,
weil man dann immer noch um 3% mehr Rupien erhält, als beim
direkten Umwechseln.
Nachmittags besichtigen wir dann Belur. Bei diesem und auch bei
allen anderen Tempelanlagen kommt man nicht darum herum einen
einheimischen Führer, der sich meist als Tempelpriester ausgibt,
zu engagieren. Nach den Erfahrungen ist ein Preis von 20 Rupien
angemessen, es ist jedoch zweckmäßig, bereits vorher
nach einem Preis zu fragen. Meist wird zwar kein Preis genannt,
aber es werden damit überhöhte Forderungen nach Beendigung
der Führung vermieden. Ist man allein unterwegs, erfährt
man auf diese Weise auch einiges über die Tempelanlage, das
nicht im Reiseführer steht. Die Sehenswürdigkeiten selbst
fährt der Taxifahrer ganz von alleine an, eine detaillierte
Vorbereitung wäre gar nicht notwendig gewesen.
Die Tempelstadt Belur hätten wir weder beim Veranstalter
R. noch beim Veranstalter M. gesehen.
Auch Halebid wäre nur beim Veranstalter R. am Programm gestanden.
Nach diesem besichtigungsreichen Tag kommen wir am Abend nach
Mysore, wo wir im Hotel Southern Star Mysore (Preis 684 Rupien)
nächtigen. Dieses ausgezeichnete Hotel liegt nur einige 100
m vom Headquater der legendären Mountain-police (Polizeiuniform
mit Texashüten) entfernt. Im Hotelfoyer ist auch der Drehplan
eines Serienreißers mit Stacey Keach angeschlagen. Die Filmcrew
ist offensichtlich in diesem Hotel untergekommen.
Am Morgen besuchen wir etwas außerhalb der Stadt den Chamundi-Hill
mit Tempel und Nandi-Bulle (Shivas Reittier).
Danach geht es zu den Brindawan-Gärten, die zum großen
Teil im Stil von Versailles angelegt sind.
Dann besichtigen wir den 80 Jahre alten Palast des Maharajas.
An Geschmacklosigkeit (plumpe,kitschige Säulen, üppiger
Zierrat) wird dieses Bauwerk höchstens von den bayrischen
Schlössern Ludwigs (z.B. Neuschwanstein) übertroffen.
Dann verlassen wir Mysore (gesprochen: Meisor, wie übrigens
alle Eigennamen nach englischen Ausspracheregeln auszusprechen
sind) in Richtung Bangalore, wobei wir noch das am Weg liegende
Fort in Sriranggpatnam besuchen. Wir hätten, wenn wir diesn
Besichtigungspunkt, der beim Reiseveranstalter M. im Reiseporogramm
enhalten war, nicht gesehen hätten, nichts versäumt.
Sämtliche Forts, die wir auf unserer Reise noch sehen werden,
sind an sich nicht sehenswert, sondern erinnern bestenfalls an
die imperalistische Zeit Großbritanniens.
Am Nachmittag kommen wir wie vorgesehen am Flughafen von Bangalore
an, um von dort nach Madras weiterzufliegen. Das Ticket liegt
zwar bereit, doch ist von den drei vorgesehehen Flügen einer
ausgefallen, sodaß wir auf der Warteliste an 66. und 67.
Stelle stehen. Erst für den nächsten Tag haben wir ein
ok-Ticket.
Es geht also wieder zurück ins Hotel Harsha, in dem wir schon
vor zwei Tagen gewesen sind.
Am nächsten Tag (Mittwoch 13.12.) machen wir ein Zusatzprogramm.
Am Vormittag Besuch des botanischen Gartens in Bangalore, wo unser
Chauffeur einen ca. 15-jährigen Buben, der sich als Führer
anbietet, als seinen Freund vorstellt. Wir machen den Fehler,
nicht gleich einen Preis auszumachen, sodaß der Junge am
Ende 100 Rupien von uns verlangt. Darauf will ich ihm 10 Rupien
geben, höchstens 15. Nach einer Vermittlung des Chauffeurs
zahlen wir schließlich 20 Rupien.
Anschließend versuchen wir die weiteren Flugtickets zu bekommen.
Im Stadtbüro von Indien-Airlines wollen wir mit Kreditkarte
zahlen. Die Angestellte murmelt etwas von Mehrkosten. Ich antworte,
weil ich es so zu verstehen glaubte, "ok 5%". Das bin
ich ja schon aus anderen Ländern gewohnt. Sie korrigiert
mich aber, nicht 5%, sondern 35%! Wir überlegen,daß
wir sowieso Geld wechseln müssen und klappern die Bankfilialen
der Umgebung ab. Hier gibt es Banken, die überhaupt kein
Geld wechseln! östereichische Schillinge kennt man nicht
und wenn, dann hat man keinen Kurs. Auch in den Zentralen der
Banken, in die man uns schickt, gibt es kein Geld für österreichische
Schilling. Selbst mit der Visa-Card kann man in keinem der Institute
Geld beheben. So geht es einem, wenn man im Vertrauen auf die
vorausbezahlte Reise zu wenig Geld in $ gewechselt hat!
Ich habe mir nicht vorgestellt, daß es so schwierig ist,
zu Geld zu kommen, zumal wir gleich bei der Ankunft am Flughafen
in Goa problemlos Schilling wechsen konnten.( Dollar und "
Deutschmark" werden am Schwarzmarkt günstig gewechselt.
Eigenartigerweise bekommt man für gr0ße Dollarscheine
bis zu 25% mehr als der Bankkurs, für kleine Noten 10-20%
weniger .Von dieser unlogischen Tatsache habe ich vorher noch
nie gehört. Im Gegenteil, es wird immer die Mitnahme von
kleinen Dollarnoten empfohlen. Auch steht in keinem "klugen"
Buch, daß beim Kauf eines Flugtickets die Bestätigung
über offiziellen Geldwechsel verlangt und sogar am Ticket
eingetragen wird.)
Ein Tip hat sich dann doch noch als erfolgreich erwiesen: "Thomas
Cook". Wir fahren mit dem Taxi hin und bekommen, obwohl es
sich um keine Bank handelt, für 1000 Schilling 1280 Rupien.
Solchermaßen um eine Sorge erleichtert (Briefmarken haben
wir wegen der unterschiedlichen Öffnungszeiten der Postämter
noch immer nicht) fahren wir 60 km nach Norden zu den Nandi-Hills.
Es handelt sich um einen Aussichtsberg mit Naturschutzgebiet und
einigen Tempelruinen. Von den zahlreichen indischen Touristen
(kaum Ausländer) ersucht uns eine Gruppe, sie zu fotografieren.
Die Inder haben eine fast kindische Freude daran, fotografiert
zu werden. Im Gegensatz zu arabischen Ländern (z.B. Marokko),
wo sich niemand fotografieren lassen will, drängen sich die
Inder, um auf einem Foto verewigt zu werden. Manche geben ihre
Adresse mit dem Ersuchen um Zusendung eines Fotos her.
Nach diesem Zusatzausflug kehren wir zum Flughafen Bangalore zurück.
Die erste Taxifahrt ist etwas teurer geworden als geplant. Für
die drei Tage Taxifahrt zahlen wir rund 2700 Rupien. Die Lehre
daraus ist, nicht nur den Taxipreis selbst genau auszuhandeln,
sondern auch ganz genau die Strecke und die Reihenfolge der Ziele,
damit man keine Handhabe für Mehrforderungen bietet. Kehrt
man an den Ausgangspunkt zurück, wie dies bei dieser Fahrt
der Fall war, ist es sicher besser, einen Kilometerpreis auszumachen
und nach dem Kilometerstand abzurechnen. Wenn den Mehrgewinn der
Chauffeur und nicht der Wagenbesitzer einstreifen würde,
wäre das sicher in Ordnung.
Der Flug nach Madras klappt, auch ohne Bestechung , wie es in
Indien angeblich üblich sein soll (50 oder 100 Rupien ins
Ticket legen).
Auch in Madras (Hauptstadt von Tamil Nadu) bekommen wir gleich
Hotel und Taxi. Diesmal haben wir einen Taxifahrer erwischt, der
bei der Auftragsannahme allein war. Er hat am nächsten Tag
den Tacho abgehängt und erst bei den letzten Kilometern in
Betrieb genommen. Ich gönne es ihm. Uns hat er übrigens
nicht gelinkt.
Dafür war das Hotel (Hotel President, Zimmerpreis 470 Rupien
netto) ein Flop. Der Keiler am Flughafen zeigt uns einen schönen
Prospekt mit Swimmingpool und Bäumen, verspricht uns 20%
discount. Die vier Sterne, die das Hotel haben soll, treffen dann
nur auf die Eingangshalle zu. Ums Eck liegen die Papierln am Boden,
der Teppich ist schäbig und verdreckt, Es gibt nur eine leere
Trinkwasserflasche im Zimmer, kein Klopapier, nur eine Decke etc.
Man muß 3x urgieren, mit dem Geschäftsführer drohen,
ihn dann tatsächlich verständigen, um wenigsten ein
Klopapier zu bekommen. Dann halten sie noch die Hand auf für
die Dinge die selbstverständlich da sein sollten. Der Swimmingpool
liegt im zweiten Stock zwischen den zwei Hoteltürmen. Der
Wipfel eines Baumes ragt gerade soweit herauf, daß er einen
grünen Hintergrund für ein schönes Prospektfoto
abgibt. Neben dem Swimmingpool befindet sich ein Lager von alten
Flaschen. Das Service beim Frühstück ist denkbar schlecht.
Der Tee kommt erst wenn man mit dem Frühstück fertig
ist. Daran ändert auch eine Beschwerde beim Geschäftsführer
nichts. Dieser ist eigentlich ein armer Kerl. Keinerlei Führungsqualität.
Schimpft mit seinen Leuten, wenn es Probleme gibt, anstatt sie
zu motivieren. Das kann ja nichts werden. Mich fragt er dann über
Belgrad aus, weil er dort Chef eines indischen Restaurants werden
soll. Eines staatlichen auch noch dazu. Daß die wenigen
finanzkräftigen Leute in Belgrad dieses Lokal mehr als einmal
besuchen werden wage ich schon heute zu bezweifeln.
Am Morgen des 15.12 besichtigen wir ganz in der Nähe einen
kulturell weniger bedeutenden Tempel (Kapaleswarar Tempel im Stadtteil
Mylapore). Dieser Tempel war weniger von Touristen besucht, ihn
zu sehen war aber doch sehr, sehr lohnend. hier konnten wir erstmals
die Riten der Hindus beobachten. Ein Priester hat sogar die Zeremonien
mit uns vollzogen (Blumenopfer, Bemalung der Stirn, Feuerschale
etc.). Ich habe mich dabei ziemlich hilflos gefühlt, weil
ich keine Ahnung hatte, wie es weitergeht oder ob schon alles
vorbei ist. Wir haben übrigens auch gelernt, wie das Fotografierverbot
zu verstehen ist: Durch Bezahlung von 5 oder 10 Rupien kann man
eine Ausnahme für alle Bereiche, außer dem Allerheiligsten
selbst, erwirken. Dazu gibt es auch in jedem Tempel schöne
Formulare, mit vielen Stempeln. Die Inder lieben Stempel, wie
wir immer wieder in Banken, vor allem aber bei der Ausreise leidvoll
erfahren mußten.
Anschließend geht es nach Kanchipuram, einer der sieben
heiligen Städte Indiens. Die Stadt ist übersät
von Tempeln ( es sollen 124 sein). Besichtigt haben wir den Sree
Kamakshi Tempel (7/8 Jhdt.), den Ekambareshawara Tempel (16.Jhdt.)
und den Varadaraja Tempel (12. Jhdt.). Diese eindrucksvollen Tempelanlagen
hätten wir beim Veranstalter M. versäumt.
Ohne Mittagessen geht es an die Ostküste zu den berühmten
Tempelanlagen von Mahabalipuram. Zuerst zu den Höhlentempeln,
dann zu den fünf Tempelwagen (Rathas) und schließlich
zum berühmtesten, dem Strandtempel.
Am Rückweg nehmen wir noch einen kleinen Snack im "Fishermans
Cove", ein Luxusschuppen mit, für indische Verhältnisse
exorbitant hohen Preisen. Nach europäischen Begriffen sind
die Preise gutbürgerlich.
Noch zwei Nächte müssen wir in Madras im Hotel President
verbringen, da wir zum Umziehen schlicht zu faul sind und der
nächste Flug nach Trichy erst am Samstag früh morgens
geht. (Ursprünglich wollten wir am Donnerstag fliegen, was
wegen des verlorenen Tages in Bangalore dann nicht mehr möglich
war. Daß es am Freitag diesen Flug nicht gibt war auch nicht
einfach festzustellen. Wenn man nämlich ein Ticket für
Freitag den 15. verlangt erhält man ohne Kommentar, aber
erst, nachdem man bezahlt hat, ein Ticket für Samstag, den
16. In Indien kann man das nur mit einem Seufzer zur Kennnis nehmen.).
Jetzt verlieren wir sozusagen durch die Tücken des Flugplanes
einen weiteren Tag. Wir fahren mit einer Motorrikscha die "Sehenswürdigkeiten"
ab, die die Reiseveranstalter anbieten. Aber weder die Kirchen,
noch das Fort San George vermitteln irgend einen besonderen Eindruck,
außer vielleicht dem, daß es sich um Fremdkörper
in der indischen Kultur handelt.
Wir wollen daher an den Strand, doch zum ersten Mal in diesem
Urlaub beginnt es leicht zu regnen. Also zurück zum Hotel.
Dort angekommen verziehen sich wieder die Regenwolken. Wir beschließen
am (scheußlichen) Swimmingpool zu bleiben. Zu sehen gäbe
es nur noch ein Museum, auf das wir aber keine Lust haben
Zu allem Ärger kommt noch, daß das Zimmerservice trotz
Beschwerde wieder nicht funktioniert.
Am Samstag sollte uns der Hotelbus zum Flughafen bringen. Wie
zu erwarten hat das nicht funktioniert. Macht nichts, ein Taxi
tuts auch. Hauptsache man kommt von diesem schrecklichen Hotel
weg.
Auch der Flug nach Trichy klappt und ich lasse mir am Airportcounter
von Indian Airlines das nächste Inlandsticket rückbestätigen,
obwohl beim Ticketkauf die Angestellte behauptet hat eine Rückbestätigung
sei nicht mehr erforderlich. Jedenfalls bekommen wir unseren Stempel
ins Ticket , was uns doch einigermaßen beruhigt .
Zeitlich am Morgen in Trichy angekommen mieten wir ein Taxi für
mehrere Tage, die längste Fahretappe unserer Reise. Es ist
wieder ein "Ambassador", der aussieht wie ein englisches
Auto aus den fünfziger Jahren, der aber noch heute, offensichtlich
in einer alten englischen Fabrik hergestellt wird. Die Kiste
ist unheimlich schwer und hat trotzdem nur 40 PS. Auf unserer
Reise begegnen uns zumeist nur solche Oldtimer-Autos, wie dieses
oder ein Lizenzprodukt, das wie ein Fiat 1100 aussieht, allerdings
mit Rechtslenkung. Manchmal auch Jeep-ähnliche Fahrzeuge,
die sicher nicht aus Amerika importiert, sondern auch irgendwo
in Indien hergestellt werden. Nur die Suzuki (Maruti) PKW und
Kleinbusse sehen modern aus, sind aber japanische Lizenzprodukte.
Mit dem ganzen Gepäck im Auto beginnen wir die Besichtigungen
in Trichy (auch Tiruchirappalli genannt).
Als erstes sehen wir die Tempelstadt Srirangam mit 250 Hektar
und 21 Gopurams. Die Tempelanlage und die Stadt sind hier zusammengewachsen.
Nähert man sich der Tempelanlage, die sternförmig angeordnet
ist, so passiert man durch einen Torturm (Gopuram) den Eingang
in den äußeren Kreis des Tempels. Hier herrscht das
gleiche Gedränge, der gleiche Verkehr, die gleiche Vielfalt
von Geschäften wie außerhalb des Tempels. Auch nach
dem nächsten Gopuram, der sich einige 100 m entfernt befindet,
sieht man das gleiche Bild. Erst beim dritten Tor muß man
den Wagen verlassen, die Schuhe ausziehen, und kann dann die inneren
Tempelanlagen bewundern.
Weiter geht es zum Jambukeswara-Tempel, mit zahlreichen Palmen
innerhalb des Tempelareals. Dann kommen wir zum Höhepunkt
der Besichtigung in Trichy: einer Bergfestung aus dem 17. Jhdt.
mit einem Höhlentempel mit Pallawa-Inschriften aus dem 7.
Jhdt.. Noch weiter oben (der Berg ist 83 m hoch) befindet sich
ein kleiner Ganescha-Tempel, von dem aus man eine herrliche Rundumsicht
genießen kann.
Beim Verlassen der Stadt können wir noch einmal einen Blick
auf diesen Felsentempel, der die Ebene überragt, werfen.
Wir fahren gleich weiter nach Tanjore, wo vor allem der Brihadeshwara-Tempel,
der um 1000 n. Chr. entstanden ist, beeindruckt (reicher Figurenschmuck,
mit einer 80 Tonnen schweren Granitkugel auf der Spitze des Gopurams
und mit einem sechs Meter langen Nandi-Bullen, der täglich
mit Öl übergossen wird).
Eine Besichtigung des Tanjore-Palastes mit Museum ist weniger
eindrucksvoll.
Am Abend kommen wir in Madurai an ,der Chauffeur will uns in einem
Super-Luxushotel einquartieren, wir bestehen aber auf einem anderen
Hotel (Tamil Nadu, 184 Rupien pro Nacht, sauber, keine Beschwerden,
Kreditkarten werden jedoch nicht akzeptiert). Essen gehen wir
mit unseren Chauffeur in das Luxushotel.
Am nächsten Morgen ist uns ein anderer Chauffeur, der ein
sogenanntes Interstate-Permit besorgen mußte, mit dem Bus
nachgekommen und löst unseren Fahrer vom ersten Tag ab. Man
muß sich vorstellen, alle diese Aktivitäten sind in
einem Kilometerpreis von zwei Rupien enthalten!
Die Besichtigung in Madurai beginnen wir mit einem kleinen Inseltempel
und mit dem Tirumalainak-Palast.
Beindruckend ist in Madurai allerdings nur der Menakshi-Tempel,
der zwischen dem 13. und dem 16. Jhdt. errichtet wurde. Die Besichtigung
diese Tempels erfordert mehrere Stunden. Es gibt in der 1000-Pfeiler-Halle
ein eindrucksvolles Museum mit zahlreichen wirklich ausgezeichneten
Figuren (die Fotoberechtigung dieses Museums gilt aber nicht für
die übrigen Bereiche des Tempels, was uns in Schwierigkeiten
bringt - Eintrittsgebühen gibt es auch, die sind aber, wie
überall in Indien sehr gering). Der östliche Teil des
Tempels ähnelt einem Basar, im Zentrum kann man auch religiöse
Aktivitäten (Umschreiten des Heilgtums, Bewerfen mit Butterkügelchen)
beobachten. Wie überall gibt es auch hier einen Teil, den
Nichthindus nicht betreten dürfen.
Den Nachmittag nimmt die Fahrt ins 1000 bis 1800 m hohe Naturschutzgebiet
von Peryar in Anspruch. Die Straßen sind denkbar schlecht,
großteils ist die Höchstgeschwindigkeit 20 km/h. Wir
überschreiten erstmals am Landweg eine Staatsgrenze innerhalb
Indiens. Hier gibt es tatsächlich Schlagbäume, Fahrzeuge
werden zuerst von Tamil Nadu, dann von Kerala kontrolliert. Die
Insassen müssen allerdings keine Pässe vorzeigen.
Am Abend kommen wir am Peryar-See an, herrliche Abendstimmung,
es ist um einiges kühler.
Es gibt nur zwei Hotels, weswegen wir zeitlich am Morgen in Madurai
eine Zimmerreservierung vorgenommen hatten. Wegen des schlechten
Telefonnetzes ist es nur möglich solche Reservierungen durch
Boten vorzunehmen. Unser Chauffeur hat uns zu diesem Zweck mit
einem Fahrer einer italienischen Gruppe zusammengebracht, die
schon zu Mittag nach Peryar kommen sollten.
Die Zimmerreservierung hat auch funktioniert und wir bekommen
das letzte Zimmer zum Preis von ca. 300 Rupien.
Am nächsten Morgen (Montag 18. 12.) machen wir nach einem
Spaziergang eine Motorbootfahrt (zwei Stunden, 120 Rupien in einem
Boot ganz allein für uns). Leider sehen wir keine Tiger oder
sonstige wilde Tiere, sondern nur ein paar Vögel und eine
Gruppe Wildschweine.
Die anschließende Fahrt nach Cochin, wiederum über
denkbar schlechte Straßen, führt uns durch ein landschaftlich
besonders reizvolles Gebiet. Zahlreiche Fotostopps verringern
unsere ohnehin schon stark reduzierte Fahrgeschwindigkeit, sodaß
wir erst am Abend, bei Dunkelheit, in Cochin ankommen. Hungrig
und müde von der Reise akzeptieren wir auch das bisher vornehmste
Hotel (Malabar-Hotel, 1000 Rupien pro Nacht). Dieses Hotel liegt
auf einer Halbinsel und hat wirklich einen , auch aus europäischer
Sicht, hohen Standard. Selbst am WC befindet sich in Griffweite
ein Telefon. Uns ist der Aufenhalt in einem so vornehmen Haus
eher unangenehm, weil wir weder über die angemessene erhobene
Nasenspitze noch die notwendige Kleidung verfügen.
Für den nächsten Morgen haben wir eine Bootsrundfahrt,
die alle sehenswerten Punkte der Stadt beinhaltet, vorbestellt
(Linienboot). Auf der Bootsanlegestelle bequatschen uns Bootsführer,
daß diese Rundfahrt nicht zu den "Backwaters"
von Cochin führt. Nachdem dies unser Chauffeur, den wir als
neutral einstufen, bestätigt, lassen wir uns überreden,
mit einem dieser Boote um 120 Rupien (eine Stunde) in die Backwaters
zu fahren. Nach zwanzig Minuten eröffnet uns der Bootsfahrer,
daß man um in die Backwaters zu kommen, drei Stunden benötigt.
Soviel Zeit haben wir aber gar nicht, weil wir noch den langen
Weg nach Trivandrum fahren und die Sehenswürdigkeiten von
Cochin mit dem Auto besichtigen wollen.
Wir lassen also umdrehen und bezahlen für die dreiviertel
Stunde 100 Rupien. Wir klappern die angeblichen Sehenswürdigkeiten
von Cochin mit dem Auto ab. Die Kirchen, das Fort und auch der
Mattancherri-Palast entpuppen sich als wenig interessant. Nur
die Synagoge, zu der wir sehr schwer finden, weil sie keiner kennt,
ist v.a. durch das Gespräch mit dem Rabbi von Interesse.
Um doch noch etwas von den Backwaters zu sehen, lassen wir uns
bei Alleppey nicht nur zum Strand, sondern auch zu den Kanälen
chauffieren. Irgendwo auf der Strecke zwischen Alleppey und Quillon
dringen wir entlang des Wassers in ein Dorf vor, was von den zahlreichen
Dorfbesichtigungen, die wir bisher gemacht haben, die interessanteste
ist. Wir sehen Burschen im Fluß baden, Mädchen Wäsche
waschen und beobachten die Tiere auf einem "Bauernhof".
Nach und nach werden wir verfolgt von einem Schwarm von Kindern,
die uns mindestens ebenso neugierig beobachten, wie wir sie.
In diesem Bereich hätte die Reiseroute durchaus verbessert
werden können. Man könnte von Peryar kommend in Kottayam
ein Boot besteigen und sich (Fahrzeit ca. drei Stunden) durch
die Backwaters auf die andere Seite nach Alleppey bringen lassen.
Von dort aus könnte man mit dem Auto weiter nach Süden
reisen und hätte sich rund 120 km schlechte Straße
erspart.
Landschaftlich haben die letzten beiden Tage den Höhepunkt
der Reise dargestellt.
Abends Ankunft südlich von Trivandrum in Kovalam-Beach. Ein
Luxushotel verweigern wir diesmal und ziehen in ein Hotel im Kolonialstil
ein. Das Zimmer hat einen wunderschönen Balkon, ist aber
sonst eher einfach und primitiv. Der Besitzer sagt selbst, er
vermietet den Balkon, das Zimmer ist gratis (Hotel Blue Sea, 350
Rupien).
Dem Chauffeur, der uns die weite Strecke (vier Tage) gefahren
hat und der noch einen ganzen Tag für die Rückreise
brauchen wird, zahlen wir 3600 Rupien, wobei schon 380 Rupien
Trinkgeld dabei sind. Der Fahrer fragt uns nach Schaumbad und
Seife, die wir aber nur zum Eigenbedarf mithaben. Gefragte Artikel,
neben den ohnehin bekannten Kugelschreibern ("Give me a schoolpen
please")sind noch Kosmetika und Deodorants.
Zum ersten Mal genießen wir ein Abendessen im Freien und
nicht in einem klimatisierten Speisesaal.
Den nächsten Vormittag verbringen wir am wunderschönen
Strand von Kovalam (felsenumrahmte Sandbuchten). Hier ist es schrecklich
heiß, heißer als in allen anderen Orten, in denen
wir bisher waren. Die Inder benutzen Schirme gegen die Sonne,
am Strand werden Palmwedel als Sonnenschutz vermietet.
Zu Mittag müssen wir zum Hotel zurück. Wir wollen den
Weg durchs Landesinnere abkürzen und verirren uns. In einem
Dschungel von Palmen und Bananenbäumen befinden sich malerische,
nach unseren Begriffen zum Wohnen sicher ungeeignete Hütten.
Hier und da kann man in dem hügeligen Gelände einen
Blick zum Meer (über die Palmenwälder hinweg) erhaschen.
Einfach traumhaft. Wenn es nur nicht so heiß wäre.
Nach einer Weile, wir glauben uns schon in der Nähe des Hotels,
stehen wir wieder am Strand beim Leuchtturm, von dem wir hergekommen
sind.
Verschwitzt, Christl nahe einem Kreislaufzusammenbruch, kommen
wir schließlich doch zum Hotel, wo das am Morgen vorbestellte
Essen auf uns wartet. Nach ein paar Bissen lassen wir alles stehen,
obwohl es ausgezeichnet schmeckt. Bei der Hitze kann man einfach
nicht so viel essen. Nun unter die Dusche - einmal vor dem Essen,
einmal nach dem Essen. Dann wartet schon das Taxi, das uns zum
Flughafen bringt.
Das Ticket (mit dem ok-Stempel) wird akzeptiert. Wir fliegen nach
Goa, wo mehr als zwei Wochen reine Erholung auf uns warten. Der
Kapitän meldet - es ist 7 Uhr abends - 25o Celsius Außentemperatur
in Goa. Beim Aussteigen ist es angenehm kühl.
Damit ist Mittwoch abends die Rundreise die Sonntag abends vor
einer Woche begonnen hat zu Ende. Wir haben viel gesehen. Mehr
als beide Veranstalter ursprünglich vorgesehen hätten.
Ausgelassen haben wir vor allem die Verkaufsvorführungen,
die bisher ja bei jeder Reise dabei waren.
Wir lassen uns vom Taxi gleich zu dem Hotel (Hotel Longhinos Beach
Resort ) bringen, in dem unser vorgebuchtes Arrangement in zwei
Tagen beginnen wird.
Der Taxifahrer will uns zwar unbedingt zum Silver Sands bringen.
Inzwischen wissen wir ja warum.
Das Hotel Longhinos entpuppt sich als sauber, ordentlich und billig.(200
Rupien pro Nacht). Wir haben ausgerechnet, daß uns das Reisebüro
für die vorgebuchte Zeit ungefähr das doppelte verrechnet
hat. So habe ich mir das ja sowieso vorgestellt. Am meisten verdient
das europäische Reisebüro, einen kleineren Gewinn kann
der Hotelbesitzer einstreifen, die Beschäftigten bekommen
einen Hungerlohn.
Das Hotel liegt nur wenige Meter vom 26km langen Sandstrand in
Colva Beach entfernt. Die Zimmer haben alle Balkon oder Terasse.
Gegessen wird im Garten, übrigens sehr gut und reichlich.
Die Halbpension schließt einen Frühstücksbon von
35 Rupien und einen Dinnerbon von 65 Rupien ein. Soviel kann man
bei den indischen Preisen gar nicht essen und auch nicht trinken
(Getränke werden auch angerechnet). Die Preise für eine
Hauptspeise liegen hier zwischen 10 und 25 Rupien, nur Spezialgerichte
, z.B. Tiger Prawns kosten etwas mehr - 40 Rupien. In manchen
Lokalen, insbesondere solchen mit etwas schlechterer Lage sind
die Preise noch um 2-3 Rupien geringer. Z.B. ein ganzer Teller
Kalamari um 7 Rupien. Getränke (z.B. frisch gepreßter
Mangosaft 8 Rupien, Sodawasser 2.50 Rupien, 1/8 Portwein 5 Rupien,
3/4 l Bier 12 - 15 Rupien) sind ebenfalls billig.
Probleme gibt es in anderen Landesteilen, z.B Tamil Nadu mit Alkohol:
entweder es gibt überhaupt keinen oder er ist vergleichsweise
teuer ( z.B. Bier 40 Rupien). Relativ teuer ist Wasser. Eine Flasche
Wasser kostet im Laden 10-11 Rupien, eine Bouteille Portwein 12
Rupien.
Was man noch wissen sollte - in den Reiseführern steht nichts
darüber - Trinkgelder muß man vorher geben, z.B 10
Rupien für eine Woche Room Service, sonst ist kein Bett gemacht,
nicht aufgekehrt und das WC nicht gereinigt.
Beim Hotel Longhinos gibt es einen Nachteil: direkt vor dem Hotel
kann man nicht baden, weil dort die Fischer tausende kleine Fische
zum Trocknen in den Sand legen. Die Gerüche Arabiens sind
nichts im Vergleich zu den Gerüchen Indiens. Besser man geht
etwas nach Norden, weg vom Fischerdorf, nach 15-20 Minuten ist
man ganz allein und wird dort auch nicht mehr von lästigen
Händlern und Bettlern belästigt. Der interessanntestete
Dienstleister ist der Ohrenputzer. Den gibt es tatsächlich
- ausgerüstet mit Watte und Stäbchen geht er über
den Strand und fragt jeden, ob er sich nicht die Ohren ausputzen
lassen will. Hat man keine Lust, zeigt er Empfhlungsschreiben
in verschiedenen Sprachen. Eine Empfehlung von deutschen Urlaubern
lautet: "Vorsicht, der Mann ist teuer!"
(Andere Dienstleistungen sind wiederum sehr billig, z.B. der Friseur,
zu dem ich mich anfangs nicht zu gehen traute. Der Preis war 10
Rupien und er hat sich wie ein Schneekönig gefreut weil ich
ihm 20 Rupien gegeben habe.)
Wie gesagt, etwas weiter vom Dorf entfernt ist man vor derartigen
Belästigungen fast sicher. Wenn ein, zwei Mal am Tag ein
Getränke- oder Obstverkäufer vorbeikommt, ist er willkommen.
Dort kann man auch nackt baden. Das ist zwar bei Indern, die meist
voll bekleidet ins Wasser steigen, unüblich, inzwischen haben
sie sich jedoch an die anderen Usancen der Touristen gewöhnt.
Überhaupt gehen die Inder nicht in unserem Sinn baden. Sie
gehen am Strand spazieren. Beim Dorf bewegen sich solcherart die
Menschenmassen. Kaum ein Inder oder eine Inderin legt sich in
die Sonne. Am Strand sitzt oder liegt man bestenfalls nach Sonnenuntergang.
Uns quälen in der Nacht die Moskitos, vor allem Christl,
die ein besonders süßes Blut zu haben scheint ist ganz
zerstochen. Rauchspiralen - sind sie wirklich nicht gesundheitsschädlich,
wie auf der Packung vermerkt? - helfen gut. Dafür haben nun
die Flöhe Christl entdeckt. Einmal Katze streicheln beim
Abendessen genügt um in wenigen Stunden von Bissen übersäht
zu sein. Nachdem wir den Floh ersäuft haben passiert das
Ganze ein paar Tage später noch einmal. Jetzt weiß
ich auch, warum die Inder mit ihrem ganzen Gewand im Meer planschen!
Einen organisierten Ausflug nach Alt Goa mit Bootsfahrt am Mandovi
River haben wir gebucht (mit 20 $ weit überzahlt). Gerade
einen Tag davor wird das bis dahin herrliche Wetter trüb
und es dauert 2 1/2 Tage an, an einem Abend sogar mit leichtem
Regen. Also nichts mit dem erwarteten Sonnenuntergang am Mandovi
River.Der Fluß ist von einem Ölteppich überzogen
und wird von alten verrosteten Lastkähnen bevölkert,
die Erz für Japan transportieren. Die portugiesischen Kirchen
(Goa war bis in die 60er Jahre portugiesich) bieten nicht allzuviel,
wenn man von Hindutempeln verwöhnt ist. Auch ist Panjim als
Einkaufsstadt wenig geeignet. Im viel näher gelegenen Margao
hat man mehr Auswahl und günstigere Preise.
An einem anderen Tag nehmen wir einen Motorroller (150 Rupien
pro Tag + 3 l Benzin um 27 Rupien) um den langen Sandstrand zu
befahren. Um zu tanken müssen wir 8 km nach Margao fahren.
Linksverkehr und die bereits beschriebenen Verkehrsgewohnheiten
machen das kurze Stück zu einer Mutprobe. Am Strand fahren
wir dann nach Norden. Dorthin, wo weiße Dächer und
Türme das Ende des Strandes markieren. Im Näherkommen
erkennt man an den Rauchfahnen, daß es sich nicht um Türme
sondern um Schornsteine, nicht um eine Stadt, sondern um eine
Fabrik handelt. Es ist eine Düngemittelfabrik, die die von
den Fischern gelieferten Trockenfische zu Dünger verarbeitet.
Am Retourweg springt ein indisches Mädchen fast vor unser
Motorrad. Beim Ausweichen komme ich in tiefen Sand, was zu einer
abrupten Abbremsung des Vorderrades führt. Christl übt
über mich hinweg den Alleinflug, glücklicherweise ist
der Sand weich. Auch mir passiert außer einer verstauchten
Hand nichts. Die Fahrt ans Südende des Strandes ist lohnender.
Eine landschaftlich schöne Flußmündung, Palmenwälder
am anderen Ufer sind hübsch anzusehen.
Zwei mal mieten wir Fahrräder, uralte Modelle ähnlich
wie Steyr-Waffenräder, nur schrecklich verrostet. Fahrräder
haben in Indien keine Beleuchtung. Die Inder fahren auch in stockdunkler
Nacht. Sie müssen Augen wie ein Luchs haben. Ich habe mir
schon beim Gehen eine Taschenlampe gewünscht (Nächstes
Mal unbedingt auf den Packzettel setzen!).
Am Tag nach Weihnachten soll in unserem Hotel eine Hochzeit gefeiert
werden. Wir freuen uns schon auf eine typisch indische Hochzeit
mit geschmücktem Bräutigam, der auf einem Elefanten
geritten kommt usw. Ich habe es geahnt. Die Braut kommt in Weiß,
der Bräutigam im Smoking, selbst die Kinder haben Seidenanzüge
bzw bunte europäische Kleidchen an. Die Moderatorin, die
das Musikprogramm ansagt spricht englisch. Offensichtlich haben
diese Leute sich total an die europäischen Eroberer angepaßt
und dabei ihre Kultur zur Gänze aufgegeben. Dafür haben
sie entsprechenden Wohlstand erwerben können. Wer sind wohl
die besseren Menschen, diese Assimilanten, oder diejenigen, die
Bauern und Fischer geblieben sind und heute oft nicht englisch
sprechen können bzw. überhaupt Analphabeten sind. Ein
indisches Paar aus "besseren" Kreisen, das miteinander
englisch gesprochen hat, haben wir befragt: Zu Hause sprechen
sie ihre Muttersprache, nämlich portugiesisch. Mit dem Kellner
beispielsweise sprechen sie "gewöhnliches" Kokani.
More educated people, wie sie sich ausdrückten, sprechen
alle mindestens diese drei Sprachen.
Einen Ausflug zu den Dudhsagar Wasserfällen machen wir mit
der indischen Dampfeisenbahn. Es kostet nur 24 Rupien für
beide , 60km hin und zurück. Die Wasserfälle sind wunderschön
und eine angenehme Abwechslung. Die Bahn hält auf einer malerischen
Brücke direkt auf halber Höhe des Wasserfalls und man
kann, bis der Retourzug kommt, ausgiebig herumklettern und die
Affen beobachten. Diesen Ausflug gibt es auch vom Reisebüro
mit Jeep um 20 $ pro Person. Die Teilnehmer sind mit gekrümmtem
Rücken ausgestiegen und haben sich darüber beklagt,
daß sie den Wasserfall nur aus großer Entfernung gesehen
haben.
Die anderen Tage verbringen wir faulenzend am Strand meist in
der Nähe vom Hotel Majorda Beach in dem ich mich schon vor
einigen Jahren von den Anstrengungen einer Nordindienrundreise
erholt habe und mit dem mich sehr angenehme Erinnerungen verbinden.
Tagsüber essen wir nur Früchte vom Strandverkäufer,
der mit einem Fahrrad unterwegs ist und als einziger an dieser
abgelegenen Stelle vorbeikommt. Manchmal, wenn wir gerade mit
Fahrrädern unterwegs sind kehren wir auch in einer der kleinen
Strandkneipen ein. Das sind ganz gewöhnliche Hütten:
Meist wurden einfach die Stämme von Palmen in den Boden gerammt(z.B.
einer in der Mitte und fünf oder sechs im Kreis darum herum,
das Dach besteht aus Palmblättern, eine Art Zaun aus verschiedenen
Holzstücken grenzt die Hütte nach außen, eine
Wand aus Palmblättern oder alter Zeltleinwand zur Küche
ab. Meist gibt es hier nur Getränke und Fisch. Die Besitzer
dürften Fischer sein, die eine günstige Methode gefunden
haben die Meeresprodukte gewinnbringend zu verkaufen. Für
uns ist es jedenfalls sagenhaft billig.
Einmal wird ein 1,80 m langer Hammerhai bei einer Strandkneipe
angeliefert. Man beruhigt uns mit dem Hinweis, daß er weit
draußen gefangen worden sei.
Die Abende sind einem ausgiebigen Essen im Hotel, mit abschließendem
Cocktail und Besuch von diversen Kneipen am Strand oder im Hinterland
gewidmet. Was wir zu Mittag weniger essen, essen wir abends zu
viel. Das scharfe Essen schmeckt uns beiden vorzüglich, so
gewürzt schmecken mir sogar Fische, deren Freund ich normalerweise
nicht bin. Am letzten Abend (4.1.90) endecken wir noch eine Inkneipe
mit westlicher Tanzmusik. Michael Jackson, Eddie Cochran usw.
Lauter junge Leute, wie in den 68ern. Die Mädchen tanzen
ekstatisch und ziehen herumstehende Burschen zum Tanz. Eine Superstimmung.
Ein, wie mir scheint präkoitales Tanzvergnügen.
Ich kann die Aussteiger verstehen.
Doch morgen Nachmittag wird am Flughafen in Goa eine AUA-Maschine
stehen die uns ins kalte, winterliche Wien und zu Streß
und Arbeit zurückbringen wird.
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DerNachdenker